Ich sündige

Liebe LeserInnen,

seit ich mich rein pflanzlich ernähre, geht mir eine bestimmte Sorte Mensch zunehmend auf die Nerven.

Nein, es sind nicht jene Zeitgenossen, die bei jeder Gelegenheit betonen müssen, dass sie sich jetzt auch vegetarisch ernähren, um eilig hinzuzufügen, dass sie nur noch Fleisch von Tieren verzehren, die sich zuvor vegetarisch ernährt haben.

Die machen mich nur müde; so müde, dass ich noch nicht einmal die Hand zum Schenkelklopfer erhebe, geschweige denn zur Maulschelle.

Auch die sogenannten Flexitarier, regen mich nicht auf.

Flexitarier? Gibt es einen schwammigeren Begriff? Was soll das bedeuten? Das einmal in der Woche Gemüse gegessen wird?

Selbst jene Veganer, die ihre Bestimmung im Tierschutz gefunden haben, bringen mich selten aus der Ruhe. Außer vielleicht, wenn sie von mir erwarten, vor jedem Wanderzirkus Mahnwache zu halten.

Nein, so richtig grimmig machen mich jene Mitmenschen, die keine Möglichkeit auslassen, bei Facebook und anderswo die skandalöse Massentierhaltung anzuprangern und beim Imbiss um die Ecke mit schöner Regelmäßigkeit das Schnitzel im Brötchen ordern. Wahlweise werden auch gern Petitionen gegen Walfang oder die Überfischung der Weltmeere verbreitet. Doch kaum ist der wütende oder der weinende Smiley in die Tastatur gehackt, klingelt auch schon irgendein Lieferheld um vier Portionen Sushi zu übergeben, man gönnt sich sonst nix.

Natürlich sind mir die eingangs erwähnten *Wenn-das-Fleisch-alle-ist-dann-esse-ich-halt-Veganer-Typen* nicht lieber, aber die versuchen wenigstens gar nicht erst irgendwelche halbherzigen Verrenkungen.

Mein Nachbar vom Planeten Dings versucht sich einstweilen als low-carb Veganer. Natürlich nicht, ohne seinem Umfeld damit gehörig auf die Nerven zu gehen. Immerhin hat er erreicht, dass meine Nachbarin Frau Anderlecht mich neulich fragte: „Sagen sie mal, Frau Aldente, was heißt denn dieses low-carb überhaupt?“

Ich versuchte, es ihr zu erklären.

Ansonsten halte ich mich an den Spruch, der gemeinhin Herrn Samuel Langhorne Clemens zugeschrieben wird, auch wenn das hochmütig rüberkommen sollte.

Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht.

Zornige Grüße aus dem Garten

PS: Vermutlich interessiert es niemanden, aber dass beim Mitmachblog kaum noch ein Link eingebunden werden kann, ohne das die Seite abstürzt, regt mich auch auf. An meinen Geräten liegt es jedenfalls nicht, denn bei meinem Blog klappt die Verlinkerei ja auch problemlos.  Hmpf.

 

25 Gedanken zu “Ich sündige

  1. Da kann ich nur raten: Nicht unterkriegen lassen. Ob man will oder nicht, es menschelt eben – und leider hat nicht jeder HIER gerufen als die Sache mit der Intelligenz (oder ist das jetzt zu hoch?) verteilt wurde. Aufmunternde Grüße aus dem Norden!

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      1. Geile Antwort. Ich werde es dem Internisten, der sich durchaus mit Mangelsymtomen auskennt, bestellen.

        Meinst nicht aus, dass das eine lächerliche Aussage von dir ist ?

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      2. Sich rein pflanzlich ernähren und Mangelernährung sind zwei Paar Schuhe.
        Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden, der sich herausgefordert fühlt.
        … und wie schon geschrieben: Müde
        Grüße aus dem Garten

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      3. Das sind typische Veggie Sprüche. Nicht neu und schlicht nicht wahr. Ohne Nahrungsergänzungen wird es dir sehr schwer fallen, ohne Mangelerscheinungen zu bleiben.

        Der Mensch ist aus phsysiologischer Sicht kein Vegetarier. Daran ändert auch kein Modetrend etwas.

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      4. Naja, ich nehme mein B12 in Tablettenform. Zugegeben. Ich könnte auch warten bis ein Industrielandwirt das B12 an ein Schwein verfüttert hat und dann das Schwein essen. Das ist mir aber zu umständlich.
        Praktische Grüße aus dem Garten 🙂

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    1. Jaa, die essen nur Sachen die in Wurstform daher kommen. Gurken, Bananen, Zucchini …
      … und außerdem gibt es bei denen noch Extremisten. Die Salamisten gegen die Veganisierung des Abendbrotes kurz: SGDVDA
      Aufgeklärte Grüße aus dem Garten 😀 😀 😀

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  2. Ich kenne die Stereotypen, die Du aufzählst. Bin ich auch schon begegnet. Aber was mir ehrlich viel häufiger begegnet und immens auf den Keks geht, ja immer wieder zum Fremdschämen bringt sind meine Fleischfressermitgenossen. Es reicht zu erwähnen, dass ich jemanden kenne, der sich vegetarisch oder vegan ernährt. Dann geht es los, es wird sich drauf gestürzt, kein gutes Haar darf an diesen dummen, lächerlichen Trendfolgern gelassen werden. Kein Argument darf gelten oder nur stehen gelassen werden. Alleine dass ich nicht kompromisslos in das Antivegangebelle mit ein stimme, geht gar nicht. Das ich da eigentlich gar nicht drüber reden will, schon gar nicht diskutieren, interessiert da niemanden. Es geht schließlich darum, seinen Standpunkt zu verteidigen. Und sei er noch so unreflektiert und verbohrt. Aber die, die Veganer, die sind ja sooo militant und überziehen jeden, der es nicht wissen will mit diesem Thema. Ganz ehrlich, ich esse Fleisch und bleibe da im großen und ganzen dabei. Aber als wirklich ätzend und nervig empfinde ich überwiegend meine „Mitesser“. 🙂

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    1. Es ist ja schon Standard geworden, jede andere Lebensweise oder Ansicht als Feindschaft oder Angriff zu werten. Ich sehe das Problem einfach nicht. Dem muss man sich entziehen. In meiner großen Familie gibt es Fleischesser, Veganer, Vegetarier und über Jahre hin eine an Lupus erkrankte Tochter, die Kaliumarm bis -frei essen musste. Jeder bekam/bekommt das was er benötigt und mag und jeder hat auch immer ohne Schuldzuweisungen Einfluss gehabt auf das Bewusstsein der anderen. Wichtig ist doch nur, sich selbst – und nicht alle anderen – immer wieder zu prüfen, inwieweit man seiner eigenen Verantwortung in einer sich verändernden Welt einigermaßen gerecht wird. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich Fleischkonsum reduziert habe – auch durch das Kochen von asiatischen Gerichten. Aber ich werde den Teufel tun, meinen Mitmenschen diesbezüglich Vorschriften zu machen.

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      1. Ja so kenne ich das auch in meinem näheren freundschaftlichen und familiären Umfeld. Man interessiert sich füreinander, hört sich zu, lässt sich gegenseitig gewähren. Und manchmal lernt man voneinander. Woher diese Verbissenheit bei vielen Themen kommt… keine Ahnung.

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      2. Mir kommen diese Themen und die Haltung dazu immer sehr subjektiv und persönlich vor. Da werden oft eigene Schwächen und der Unwille, von Gewohnheiten loszulassen hinter verbal aggressivem kommunizieren versteckt. Lieber auf andere zeigen, als bei sich selbst hinzusehen.

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  3. Liebe Karo! Ich frage mich dasselbe oft bei Leuten, die sehr für Nachhaltigkeit sind und das in vielen Bereichen leben, aber im gleichen Atemzug Weltreisen und damit verbundene Flugreisen gutheißen und/oder unternehmen. Ich glaube vielen Menschen ist ihr Verhalten einfach schlicht nicht bewusst oder es ist ihnen bewusst und sie nehmen die Konsequenzen in Kauf. Liebe, ehrlich gesagt zeitweise inkonsequente, Grüße in den Garten 🐞🌱🙂

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  4. So hat halt jeder seins. Jemand der auf dem Land lebt, kann schlechter auf ein Auto verzichten, als die meisten Städter. Aber wenn schon Auto, dann muss es ja nicht gleich ein SUV sein. Die Fliegerei relativiert sich, wenn Dauer und Zweck der Reise ins Kalkül gezogen werden. 14 Tage Sonnenbaden am anderen Ende der Welt ist nur Umweltverschmutzung.
    Abwägende Grüße aus dem Garten. 🙂

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    1. Mir ist gerade eingefallen, dass ich vor ein paar Tagen den Nachbarn viel Freude betreffend ihre dreiwöchige Thailandreise gewünscht und das in dem Moment auch so gemeint habe 🙈😄 Alles Liebe

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  5. Es gibt immer Menschen, die sich aufplustern aber in Wirklichkeit steckt nichts dahinter. Sie reden und reden aber anstatt selber mal zu handeln, zeigen sie mit dem Finger auf andere Leute.

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