Wassermelonenschalen-Chutney

Im vergangenen Sommer entwickelten sich meine Wassermelonenpflanzen prächtig. Die Früchte konnten sich sehen lassen. Doch obwohl ich mir mit der Ernte Zeit ließ, misstrauisch an den Melonen herumklopfte und diese erst von den Pflanzen trennte, wenn sie, meiner Meinung nach, den richtigen Klang hatten, waren die Schalen meiner Wassermelonen verhältnismäßig dick. Ich suchte nach Rezepten. Die grünweiße Innenschale taugt zum Beispiel als Salatbeilage oder als Zutat für Smoothies.

Ich machte Chutney. In einer tiefen Pfanne mit 4 Esslöffel Rapsöl dünstete ich 20 Gramm feingehackten Ingwer, je vier Teelöffel gelbe Senfsamen und Kreuzkümmel und vier in kleine Würfel zerteilte Schalotten an. Dann schälte ich die harte dunkelgrüne Schale der Melone dünn ab. Ich schnitt 400 Gramm der hellgrünen Restschale in kleine Würfel und gab sie dazu. 80 Gramm Rohrohrzucker streute ich bei gelegentlichem Umrühren in die Pfanne. Als der Zucker geschmolzen war löschte ich mit je vier Esslöffel Aceto Balsamico und Apfelessig ab, goss 400 Milliliter naturtrüben Apfelsaft auf und ließ die Flüssigkeit einkochen. Danach füllte ich den Pfanneninhalt in saubere Gläser, verschloss und stürzte diese.

Schon bald ergab sich die Gelegenheit das Ergebnis meiner Kochübung einem kritischen Publikum zu präsentieren.

Bereits als ich mich auf dem Gartenweg nähere, ist aus der Richtung, in der sich die Sitzecke meiner Gartennachbarn Familie B. befindet, leises Gackern und Glucksen zu vernehmen. Dazwischen brandet lauteres Kichern und Krähen auf und als ich mich am Gartentor bemerkbar mache, schwappt mir eine Kaskade schallenden Gelächters entgegen.

„Hach Karo“, meine Gartennachbarin wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel und winkt mir, „komm rein, komm rein, komm rein.“

Bei Frau B. hatten sich fünf Gärtnerinnen zum Kaffeeklatsch eingefunden. Genauer gesagt waren sie bei meinem Eintreffen schon zum Likörklatsch übergegangen.
Ich stelle ein Glas Chutney in die fröhliche Runde.

„Wir reden grade über Kojak“, kichert Rapunzel.

Natürlich meint sie nicht den legendären Lollybälle lutschenden TV-Kommissar aus dem Manhattan der 1970er Jahre, sondern einen unserer Gärtner, der mit dem Kojak-Darsteller Telly Savalas nicht nur die Frisur gemeinsam hat.

Auch um unseren Kojak ranken sich zahlreiche Legenden. Eine besagt, dass er während seiner Armeezeit zu einer Eliteeinheit gehörte. Eine andere, dass er ein Schriftsteller sei. Manche Gärtner erzählen hinter vorgehaltener Hand, dass Kojak früher beim Geheimdienst gearbeitet habe. Wieder andere sagen, er sei Versicherungsvertreter.

„Und“, frage ich, “gibt es da was Neues?“

„Wir haben Kojak alle schon sehr lange nicht mehr gesehen. Vielleicht hat er seine Parzelle aufgegeben?“ fasst meine Gartennachbarin Frau B. zusammen.

„Das glaube ich nicht. Ich habe Kojak des Öfteren in aller Frühe beim Gießen gesehen“, sage ich.

„Das kriegen wir heute nicht mehr raus“, lenkt Frau B. ab und drückt mir ein Glas Likör in die Hand. Die Gärtnerinnen beginnen wieder zu giggeln.

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