„Was riecht denn bei Dir so?“ Kojak schnüffelt hörbar in Richtung meiner Laube. „Das müffelt hier schon seit Tagen.“
„Dir entgeht wirklich nichts“, antworte ich mit unschuldigem Augenaufschlag.
„Wird das eine Spritzbrühe gegen Blattläuse?“
„Nein, wenn es fertig ist, kannst du ja mal kosten kommen.“
Kojak verzieht sein Gesicht. „Riecht nicht sehr lecker.“
„Wenn es fertig ist, schmeckt es super.“
„Wann wird das sein?“
Ich überlege.
Vor fünfeinhalb Wochen hatten mein Fräulein Tochter, Rapunzel und meine Gartennachbarin Frau B. den Einkochautomaten vom Verein ausgeliehen und in meine Laube geschleppt. Wir putzten von den äußeren Schalen unserer frischesten und größten Knoblauchknollen grade so viel, dass keine Erdanhaftungen mehr daran waren. Die Wurzeln entfernten wir und die Stiele kürzten wir auf zirka 1,5 Zentimeter. Dann stapelten wir die Knollen in einen Einsatztopf. Diesen verschlossen wir dicht mit Aluminiumfolie, damit der Knoblauch nicht austrocknet. Dann stellten wir den Einsatz in den Einweckautomaten und programmierten das Gerät auf dauerhaft 60 °C.
„Vielleicht morgen oder übermorgen.“
Kojak sieht mich misstrauisch an. „Und solange riecht das hier, wie es riecht?“
Ich zucke mit meinen Achseln.
Kojak zieht ab.
Kaum ist er fort, taucht mein Fräulein Tochter am Gartenzaun auf.
„Mama, wir schreiben Tag vierzig der Knoblauchzeitrechnung“, spricht sie und nickt wichtig.
„Ist das schon heute?“, frage ich.
Sie hält ihr Telefon hoch, auf dessen Display die Kalenderfunktion prangt.
„Hm, dann schalte ich mal aus.“
Wir gehen zur Laube. Auch meine Gartennachbar Frau B. kommt herüber und fragt: „Ist das Zeug jetzt fertig fermentiert?“
„Eigentlich ist das keine richtige Fermentation“, doziert das Fräulein Tochter, „denn wir haben ja nichts gären lassen und auch keine Enzyme verwendet. Vielmehr handelt es sich um die sogenannte Maillard-Reaktion, bei der, vereinfacht ausgedrückt, Aminosäuren, Proteine und Peptide unter Einwirkung von Hitze zu neuen Verbindungen umgewandelt werden.“
Frau B. und ich sehen das Fräulein Tochter staunend an.
Frau B. fragt trocken: „Sag mal, Jasmin, was macht eigentlich dein Freund?“
„Der hätte das jetzt auch nicht besser erklären können“, schmollt Jasmin.
„Eben!“ Frau B. lacht.
Nachdem der Knoblauch abgekühlt ist, entfernen wir die Alufolie und teilen die Knollen auf. „Vergesst nicht für Rapunzel eine volle Schüssel bei Seite zu stellen“, erinnert uns Frau B.“ und für Pierre, der hat auch mindestens sechs Knollen beigesteuert.“
Ich zerbreche eine Knolle, entferne die Schale und zerdrücke die schwarzen Knoblauchzehen. Wir streichen die Paste auf Weißbrot.
„Hm, schmeckt wie Schokolade“ schmatzt das Fräulein Tochter.
„Eher wie Lakritze“, wende ich ein.
„Schokolade, Lakritze – ich schmecke hier Pflaumenkompott mit einem Hauch Balsamico.“ Frau B. sieht uns herausfordernd an.
„Hauptsache mein Atem riecht hinterher nicht wie bei frischen Knoblauch“, sage ich.
„Da kannst du beruhigt sein, Mama“, sagt Jasmin und beißt in die nächste Schnitte.
Klingt etwas komisch aber äußerst interessant.
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Wichtig ist, dass die Knollen nicht austrocknen. Kleinere Mengen können auch in einem Reiskocher zubereitet werden. Hauptsache, die Temperatur bleibt über einen längeren Zeitraum bei 60 °C und 90 bis 95 % Luftfeuchtigkeit stabil.
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Und das Gerät lief ohne Unterbrechung 40 Tage?
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Jepp.
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Wir haben ab und an ein wenig warmes Wasser nachgefüllt, weil die Alufolie am Topfrand doch nicht dicht genug war.
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Ok 🙂
Danke für die Tipps.
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Ich denke über eine Kooperation mit einem Saunabetreiber nach, habe nämlich keinen Reiskocher 😊
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Sehr gute Idee. Die Aktion macht energietechnisch auch nur bei großen Mengen Knoblauch Sinn. In eine Sauna sollten ein paar Zentner reinpassen.
😜😂
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Das wäre ein Geruch, lach….
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Selbst bei einer geringeren Menge Knoblauch als ein Zentner wäre die Sauna dann wohl nicht sehr besucht … 😉 😀
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Das denke ich auch.
Gut dass ich nie in die Sauna gehe. 😁
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Das ist mal wieder sehr interessant. Jetzt werde ich mich über die Maillard-Reaktion schlau machen, vor allem, warum man das macht. Irgendwie erinnert mich das an die eingegrabenen Enteneier der Chinesen.
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Hmmmm… *kann* man es im Zweifel als Spritzbrühe verwenden? 😀 Oder schmeckt die Vervene dann nach Knoblauch?
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Nee, für Spritzbrühe macht man einen Sud. Das musss nicht so lange köcheln. 🙂
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Kann man das auch für Pflanzen nutzen, die später dem Verzehr dienen sollen? Also, Brennesselsud?
Ich plane gerade voraus für das Projekt „Mehr Grün auf Balkonien“ wie du unschwer erkennst 😀
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Natürlich. Knobisud hilft gegen Pilzerkrankungen und Insekten. Aus Brennnesseln mach ich eher Jauche. Das ist für Balkonien eher nicht geeignet wegen des Gestanks.
😨
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Schon spannend, ich hoffe trotzdem irgendwie, dass das bei uns keiner ausprobiert. 40 Tage Stinki ist mehr als grenzwertig.
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Deshalb machen wir es im Garten.
🤭
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Nach Lakritze oder Schokolade? Kann man sich kaum vorstellen. Was es nicht alles gibt. Ich wünsche einen wunderschönen Dienstag!
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Gleichfalls. Tuesdays for futur 😉 😀
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„Scharfes Rezept“ wie mir scheint 😉 Also nicht scharf wie scharf sondern scharf wie fantastisch, kicher. Leider könnte ich diese Umgebung nicht erschaffen, die die Knollen brauchen, aber es klingt sehr spannend. Kaufen kann man das bestimmt nicht oder? Und es hat süße Aromen? Wie bei Möhren und Co vermutlich. Wieder schön zu lesen und weiterhin guten Appetit! Schmachtende Grüße vom Balkon!
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Natürlich kann schwarzer Knoblauch auch fertig zubereitet erworben werden. Aber das ist ziemlich teuer. 100 Gramm kosten zwischen 7 und 14 Euro. Es gibt verschiedene Gewürzhändler, die Black Garlic im Programm haben. Aber wenn man nur kleine Mengen selbst zubereitet, z B. in einem Reiskocher, wird es aufs Gramm gerechnet wegen des Stromverbrauchs auch nicht viel günstiger.
Eine süße Grundnote ist ohne Zweifel dabei.
Gourmetküchengrüße aus dem Garten 🙃😋☺️
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Ich werde einfach mal drauf achten, ob es mir irgendwo begegnet (bestimmt morgen im Supermarkt ;-), wobei es selbst gemacht sicherlich schöner ist. Was es nicht alles gibt! Dann noch viel Freude damit 🙂 Genießerische Grüße vom Balkon!
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Liebe Karotina,
das klingt ja ganz fabelhaft! Machst Du Wasser unten in den Topf, dann das Abstandhaltedings, Knoblauch in Alu drauf und dann auf 60 Grad?
Ich möchte das ausprobieren, und ganz gerne mit recht viel Knoblauch, damit sich der Strom rechnet.
Freu mich auf Deine Antwort, viele Grüße!
Katsu
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Genau, Wasser kann bei Bedarf auch nachgegossen werden. Wir nahmen damals heißes Wasser, wenn ich mich recht erinnere.
Experimentierfreudige Grüße aus dem Garten 🌻
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Danke 🤩
Das klingt gut! Eine Frage noch: Wenn der Wecktopf in der Laube stand, hast Du ihn zeitweise aus dem Blick weiter auf 60 Grad stehen lassen, korrekt?
Ich habe riesige Lust, das auszuprobieren!
LG
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Danke! Das klingt gut! Eine Frage noch: Wenn der Wecktopf in der Laube stand, hast Du ihn zeitweise unbeobachtet weiter auf 60 Grad stehen lassen, korrekt?
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Ganz ohne Beobachtung war der Topf m.M.n. nie. Vielleicht zwischen 3 und 5 Uhr am Morgen. 😉🙃
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Danke. Dann kann es jetzt losgehen. Ich freu mich!
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