„Koste mal.“ Meine Tochter Jasmin hält mir ihren Thermobecher unter die Nase.
Ich schlürfe vorsichtig.
„Na?“
„Ist das Tee?“
„Nein. Rate nochmal.“
Ich schlürfe abermals. „Irgendein Tee mit Zimt und Milch.“
„Das ist Muckefuck aus gerösteten Eicheln. Das vergangene Jahr war doch ein Mastjahr. Da habe ich bei den Eichen am Seniorenheim mal einen Beutel Früchte gesammelt.“
„Und dann geröstet?“
„Ja, zunächst kurz gewässert und alle Früchte aussortiert, die an der Oberfläche schwammen oder sichtbare Bohrlöcher hatten. Hier und da noch eine Kappe lösen und die reifen hellbraunen Früchte auf einem Blech bei 160 °C Umluft vorsichtig rösten. Die Eicheln dürfen dabei nicht zu dunkel werden oder gar verbrennen. Entweder die äußere Schale springt schon beim Rösten auf oder sie lässt sich danach leicht knacken. Der Eichelkern ist von einer dünnen, braunen Samenhaut umgeben, die ich ebenfalls entfernt habe. Die Kerne werden dann im Mixer grob zerkleinert und der Schrot drei Tage lange gewässert. Dabei habe ich alle 12 Stunden frisches Wasser genommen, bis sich keine Gerbstoffe mehr gelöst haben und das Wasser klar blieb. Das Spülwasser habe ich hier.“
Jasmin zieht einen Kanister mit brauner Brühe aus ihrem Rucksack.
„Für den Kompost?“
„Für meine Blaubeeren.“ Jasmin schmunzelt und verteilt den Inhalt des Kanisters rund um ihre Blaubeersträucher.
„Und wie ging es dann mit den zerstoßenen Eichelkernen weiter?“
„Die habe ich wieder auf ein Backblech gelegt, bei 80 °C Umluft getrocknet und dann mit meinem Mixer zu Mehl verarbeitet.“
Ich nippe nochmal an Jasmins Becher. Sie hält mir ein Gebäckstück hin.
„Und für den Muckefuck mischt du nur Eichelmehl mit Zimt und gießt heißes Wasser auf?“
„Zwei gehäufte Teelöffel Eichelmehl je Tasse mit einer Filtertüte aufgießen und je Tasse einer kräftigen Prise Zimt und einen gehäuften Teelöffel Rohrohrzucker und zum Schluss noch einen Schluck Hafermilch.“
Ich beiße in das Gebäckstück.
„Kräuterbrot?“
„Ja. 500 Gramm Weizenmehl Type 550 und 500 Gramm Eichelmehl mit zwei Esslöffeln Salz verrühren. 25 Gramm frische Hefe in 50 Milliliter Wasser auflösen zusammen mit einem Esslöffel Rapsöl unter die Mehlmischung heben. Dann nach und nach zirka 700 Milliliter lauwarmes Wasser einrühren, bis ein lockerer Teig entstanden ist. Der Teig muss dann zwei Stunden gehen und wird abermals durchgeknetet. Dabei habe ich sechs gehackte Salbeiblätter, Oregano und Thymian eingearbeitet. Im auf 220 °C vorgeheizten Backofen wird der zu einem Brotlaib geformte Teig auf mittlerer Schiene auf mit Backpapier belegtem Blech bei Ober- und Unterhitze gebacken. Nach 30 Minuten habe ich die Temperatur auf 190°C gesenkt und nach weiteren 30 Minuten die erste Backprobe mit einem Holzstäbchen gemacht. Wenn kein Teig mehr am Holzstäbchen kleben bleibt, ist das Brot fertig.“
Auf dem Gartenweg nähern sich mein Gartennachbar Hans-Georg B. mit einigen anderen Männern. „Um was wollen wir wetten, dass denen zum Thema Eichelbrot irgendeine Bemerkung mit „Käse“ einfällt?“, wispert mein Fräulein Tochter.
Alter Schwede, die Dinger machen vielleicht viel Arbeit! Lohnt sich das geschmacklich? Sonst würde ich die Eicheln lieber den Eichhörnchen überlassen….
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Dass ist eher ein Tipp für die ganz schlechten Zeiten. Zumal Mehl aus Eicheln relativ schnell ranzig wird.
Experimentierende Grüße aus dem Garten
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Alles klar, kommt in den Notfallordner😉
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Klingt nach etwas, was man einmal ausprobiert.
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