„Darf ich vorstellen Herr Winterfürst der Zweite vom Mischkulturbeet.“
Mein Fräulein Tochter hält einen stattlichen Wirsingkohlkopf hoch. Der Winterfürst 2 macht seinem Namen alle Ehre. Er steht im Februar erntereif im Beet.
Ich gebe mich verwundert „Hattet ihr im Sommer hier nicht eure Tomaten stehen?“
„Und Salat,“ bestätigt Jasmin. „Die Tomaten haben die kleinen Winterfürsten vor der Kohlfliege und dem Kleinen Kohlweißling beschützt und der Salat war gut gegen Erdflöhe und die Weiße Fliege.“
„Wann habt ihr die Wirsingkohlsaat denn ausgebracht?“
„Schon im April. In den ersten Wochen sind die kleinen Kohlpflanzen kaum aufgefallen. Die Köpfe bildeten sich ab September und der hier“, Jasmin deutet auf einen leicht zerflederten Wirsing am Beetrand,“ der darf noch blühen und Saat bilden.
„Au ja, da möchte ich auch ein paar Körner und was wirst du aus diesem schönen Kohlkopf hier machen?“
„Kohlrouladen. Da schwitze ich eine feingewürfelte Zwiebel in etwas Olivenöl an und gebe je 250 Gramm gekochte Kidneybohnen und Kichererbsen dazu. Dann schäle und würfle ich zirka 150 Gramm Karotten und hacke 100 Gramm Walnüsse und brate alles zusammen ungefähr zehn Minuten weiter. Danach wird der Pfanneninhalt mit dem Mixstab grob püriert. Die großen Kohlblätter blanchiere ich kurz in einem großen Topf mit heißem Wasser. Zuvor habe ich die großen Blattstrünke keilförmig herausgeschnitten. Nebenbei wird der Backofen auf 150 °C vorgeheizt. Die pürierte Masse wird dann mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt und portionsweise auf den Kohlblättern verteilt. Die Blätter können nun von den Seiten her umgeklappt, zu Rouladen aufgerollt und mit Küchengarn fixiert werden. Die Füllung sollte für sechs Portionen reichen. Ich pinsele die fertigen Rollen noch mit Olivenöl ein, streue Salz und Pfeffer darüber und setze sie in eine Auflaufform. Nach 25 Minuten auf mittlerer Schiene im Backofen werden die Kohlrouladen fertig sein.“
„Das hört sich sehr lecker an, soll ich Kartoffelbrei beisteuern?“
Mein Fräulein Tochter strahlt. „Mamas Kartoffelbrei? Mit Muskatnuss? Na klar doch.“
Wir machen uns auf den Heimweg. Auf einer Parzelle, an der wir vorüber gehen steht unser stellvertretender Vorsitzender. „Hey Bruce“, rufe ich, “hast du einen neuen Garten?“
Bruce winkt uns zu. „Nee, die Parzelle wurde nur zurückgegeben und die Laube ist noch voll. Wollt ihr mal gucken kommen?“
Als wir das Gartengrundstück betreten, bemerken wir, dass sich auch schon andere Gärtnerinnen und Gärtner eingefunden haben. Wir ziehen unsere FFP2-Masken hoch und nähern uns dem Gartenhäuschen. Andächtig stehen Rapunzel, Pierre und meine Gartennachbarin Frau B. vor der geöffneten Laubentür.
Von dem kleinen, holzgetäfelten Raum geht ein eigenartiger Zauber aus. „Gefrorene Zeit“, haucht Rapunzel und nimmt eine Zinnfigur aus einem Setzkasten.
„Die Werkstatt hinten ist auch noch voll bis unters Dach“, stellt Bruce nüchtern fest, „So können wir das dem nächsten Pächter jedenfalls nicht übergeben. Morgen wird aussortiert. Wer macht mit?“
