Blaue Gnocchi mit Salbei

Ein Vorteil der Kleingärtnerei ist, dass Nutzpflanzen angebaut werden können, die es im Handel selten oder gar nicht gibt. Mein Lieblingsbeispiel ist die Erdbeersorte „Mieze Schindler“, aber auch dünnschalige Tomatensorten wie die „Berner Rose“ oder blaue Kartoffeln sind sehr beliebt. Blaue Kartoffeln waren in Europa recht verbreitet, doch dann fiel die Wahl der Landwirte immer häufiger auf die robusteren und ertragreicheren hellen Sorten. Ich hatte im vergangenen Jahr die Sorten „Blaue St. Galler“ und „Blauer Schwede“ angebaut.

„Blaue Schweden“ sind mehlig kochend und eignen sich deshalb hervorragend für Gnocchi. Ich schälte ein Kilogramm Kartoffeln und koche sie in Salzwasser. Nach dem Auskühlen zerdrückte ich die Kartoffeln und vermengte sie mit 120 Gramm Mehl. Leider verlieren die „Blauen Schweden“ beim Kochen ein wenig von ihrer Farbe. Wer besonders blaue Gnocchi haben möchte, kann ein paar Tropfen Saft von Roter Beete zum Teig geben.

Ich knetete den Teig mit einer kräftigen Prise Muskatnuss vorsichtig, bis er nicht mehr klebte. Dann formte ich zirka zwei Zentimeter starke Rollen und schnitt diese in zwei Zentimeter lange Stücken. Die Teigteile drückte ich mit einer Gabel leicht ein und gab sie in kochendes Salzwasser. Als die Gnocchi an die Oberfläche kamen, nahm ich sie mit einer Schaumkelle heraus und gab sie in eine mit vier Esslöffeln Rapsöl und einer Handvoll Salbeiblätter vorbereitete Pfanne und schwenkte sie darin. Das heißt, ich wollte das tun, denn ich musste feststellen, dass ich keinen Salbei mehr im Haus hatte.

Ich packte die fertigen Gnocchi in einen Thermobehälter und machte mich auf den Weg in meinen Garten.

Wider Erwarten finde ich die Gartenanlage nicht winterlich verwaist vor. Meine Gartennachbarin Frau B. ist damit beschäftigt, Reisig an Ihrem Rosenbogen zu drapieren.

„Hallo Karo“, begrüßt sie mich, „ich vertu mal eben unseren Weihnachtsbaum.“

„Gib mir mal einen Faden“, fährt sie, an ihren Mann gewendet, fort.

Der fragt: „Spaten?“

„Der hört wieder schwer“, murmelt Frau B. und ruft lauter, „FADEN, ich brauche eine STRIPPE.“

Hans-Georg lugt hinter dem Gewächshaus vor und fragt: „Schippe? Ja was denn jetzt, Spaten oder Schippe?“

„Männer“, stöhnt Frau B., „zu nix zu gebrauchen aber zu allem fähig.“

„Halt mal!“ Sie drückt mir einen Tannenzweig in die Hand und stapft in Richtung ihrer Laube davon.

Nach ihrer Rückkehr binden wir gemeinsam das Reisig zwischen Rose und Clematis.

„Der hat heute Morgen das Gewächshaus ausgeschwefelt“, berichtet Frau B. mit einem leichten Nicken in Richtung ihres Mannes. „Das stinkt vielleicht, kann ich Dir sagen.“

„Wollen wir da noch mal mit Indianersalbei räuchern“, frage ich.

„Hast du welchen?“

Ich nicke. Wir nehmen jeweils ein Bündel getrockneten weißen Salbei und brennen es an. Als die ersten Flammen züngeln, schlagen wir sie mit einer schnellen Bewegung wieder aus und schwenken die rauchenden Reste durch Garten und Gewächshaus.

„Hm“, Frau B. schnuppert den würzigen Duft, „da kann die neue Saison ja kommen.“