Fräulein Tochters Pflaumenknödel

Mein Pflaumenbaum steht in der von mir gepachteten Parzelle vermutlich schon seit 1965. Er hat mittlerweile die stattliche Größe von mindestens sieben Metern erreicht. Ich wiederum wurde von Mutter Natur mit großem Respekt vor allen Höhen über siebzig Zentimeter ausgestattet.

An dieser Stelle kommt mein Fräulein Tochter ins Spiel. Obgleich meinem Schoß entsprungen, klettert sie wie ein Äffchen und sucht selbst an den steilsten Klippen die äußersten Kanten auf. Früher trieb sie mich mit diesen Vorlieben regelmäßig an den Rand meiner Möglichkeiten. Heute jedoch ist sie, wie zum Ausgleich für meine erlittenen Ängste, zur Pflaumenerntezeit zur Stelle.

„Mama“, fragt sie dann in guten wie in schlechten Jahren, „Mama wie viele Pflaumen brauchen wir denn?“

Und meine Antwort lautet immer: „Heute zwei große Eimer voll für uns und einen für Frau B. aber die anderen Früchte müssen später auch noch runter.“

Meine Gartennachbarin Frau B. stellt uns ihre sehr große Leiter zur Verfügung. Nachdem wir das Monstrum zu dritt in die Krone des Pflaumenbaumes gezirkelt haben, entschwindet das Fräulein Tochter mit Haken, Eimer und Seil in luftigen Höhen und Frau B. und ich sichern die Leiter am Boden, damit, sollte meine Tochter doch einmal abstürzen, wenigstens jemand da ist, dem sie auf den Kopf fallen kann.
„Geht mal beiseite,“ ruft das Fräulein Tochter fröhlich, nachdem sie drei Eimer mit Pflaumen gefüllt und abgeseilt hat.

Frau B. und ich bringen die Ernte in Sicherheit. Dann hüpft meine Tochter wie ein wild gewordener Schimpanse in der Obstbaumkrone herum. Ringsum prasseln die Früchte nieder.

„Da wird eine Menge Mus,“ stellt Frau B. fest und beginnt das Ergebnis des Obstschlages einzusammeln.

Da aber nie alle Pflaumen gleichzeitig reif sind, werden wir uns schon am nächsten Wochenende wiedertreffen müssen.
So habe ich Gelegenheit meine Tochter zu überraschen, indem ich ihre Lieblingsspeise zubereite. Dazu koche ich anderthalb Kilo Pellkartoffeln und mache einen feinen Brei daraus. In diesen siebe ich zirka 350 Gramm Mehl vom Typ 405 (besser noch Typ 550) und knete einen Teig, der nur ganz wenig klebt. In einer Pfanne acht Esslöffel mildes, möglichst desodoriertes Rapsöl erhitzen und zehn Esslöffel Semmelbrösel darin goldbraun rösten. 36 kleine Pflaumen schneide ich gerade soweit auf, dass sich der Stein entfernen lässt. Statt des Steines stecke ich ein kleines Stück Würfelzucker hinein. Den Kartoffelteig rolle ich auf der Arbeitsplatte aus und schneide 36 Stücke. Diese forme ich mit den Händen zu Kugeln und drücke runde Teigplatten daraus. Damit umhülle ich die Pflaumen. In einen großen Topf mit sprudelnd kochendem Wasser gebe ich zwei Teelöffel Salz und danach portionsweise die Pflaumenknödel. Diese sinken zunächst auf den Topfboden, steigen aber nach wenigen Minuten wieder an die Wasseroberfläche. Mit einer Schaumkelle fische ich die fertigen Pflaumenknödel heraus und wälze sie in den Semmelbröseln. Zu guter Letzt wird noch Zucker und Zimt darüber gestreut und auch mit Vanillesauce schmecken sie sehr gut.

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