Ignoranz, Erste Hilfe, Tomatensex, ein Ratschlag und Polystyrolkügelchen

Nachdem es seit heute morgen auf dem MitmachBlog sehr ruhig war, springe ich mal in die Bresche.

Liebe LeserInnen,

für das aktuelle Thema des MitmachBlogs begebe ich mich sicherheitshalber ins Glashaus.
Das ist ja mal wieder typisch, mag da der eine oder die andere denken, die Gärtnerin protzt mit ihren Möglichkeiten.

Aber, Entschuldigung, haben Sie schon einmal bei schönstem Sonnenschein in einem Glashaus gesessen?

Nein?

Dann probieren Sie es ruhig mal aus.

Ja?

Na dann wissen Sie ja, was ich meine.

Immerhin reift ringsherum genügend Nahrhaftes. Kirschtomaten mhmm, aber ich schweife ab.

Ich sitze also im Glashaus und nähere mich dem Wochenthema mit der gebotenen Vorsicht. Ein Gartennachbar fährt auf seinem Fahrrad vorüber. Er sieht mich nicht. Das liegt nicht daran, dass ich zwischen den Tomatenpflanzen nicht zu sehen wäre. Es liegt eher daran, das unsere Gartenwege sehr schmal sind und er seine volle Konzentration braucht, um nicht in den nächstbesten Zaun zu brettern.

Deshalb ist Rad fahren auf unseren Vereinswegen verboten.

Nicht das unser Vorstand eine besondere Vorliebe für Verbote hätte. Es ist vielmehr die Sorge, dass die lieben Gartenfreunde bei einem Sturz zu Schaden kommen könnten. Aber schließlich sind alle erwachsen und entscheiden selbst, ob ein schmaler Splitweg, links und rechts mit zum Teil recht spitzen Zaunslatten gesäumt, zum Rad fahren geeignet ist oder nicht. Je nach Tagesform wird der Schwierigkeitsgrad durch am Lenker hängende Baumwollbeutel mit Bierflaschen erhöht. Auf dem Weg zum Garten sind die Bierflaschen erfahrungsgemäß voll und auf dem Weg nach Hause leer. Die leeren Flaschen sind zwar leichter, der Schwierigkeitsgrad bleibt jedoch der selbe.

Der Radfahrer entschwindet aus meinem Blickfeld und ich überlege, was zu tun wäre, wenn eine Zaunlatte einen Unterkiefer von unten perforiert hat.

Ich beschließe mich zum nächsten Auffrischungskurs für Erste Hilfe anzumelden.

Ein guter Vorsatz.

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Ich geize ein paar Tomatenpflanzen aus. Puschele ein wenig hier, rüttele ein wenig da, das ist nämlich gut für die Bestäubung meiner Tomaten. Ich bin sozusagen bei der Fortpflanzung behilflich. Das mache ich auch gern. Zumal ich die süßen kleinen Kinderchen, die daraus entstehen, zum Fressen gern hab.

Ich richte die pfandfreien PET-Flaschen, die ich als Gießhilfen an die Tomatenpflanzenwurzeln gesteckt habe. Wenn Sie mögen, können Sie sich auch solche Gießhilfen basteln. Einfach den Boden der PET-Flasche abschneiden und die ehemalige Trinköffnung in den Wurzelbereich der Pflanze stecken. Die Kappe muss natürlich vorher ab.

Wie, das wußten Sie schon?

Das tut mir leid, aber sehen Sie mal, das Internet ist nunmal voll von ungefragt gegebenen Ratschlägen. Da wollte ich halt auch mal. Passte ja auch irgendwie.

Finden Sie nicht?

Wenn Sie Ihre Tomaten natürlich nur im Supermarkt kaufen, dann ist so ein Rat vielleicht nicht … und am Ficus sieht eine zerschnittene PET-Flasche ja irgendwie doof aus oder am Usambaraveilchen.

Aber das mit den Ratschlägen im Internet ist Ihnen doch bestimmt auch schon mal aufgefallen. Vielleicht haben Sie ja auch selbst schon mal einen gegeben. Ungefragt, nur weil Sie dachten, och, das wissen bestimmt nicht alle.

Ein paar Leute haben es ja immer schon gewußt. Aber die wissen dann dafür wieder was anderes nicht. Bloß für das, was die nicht wissen, hatten Sie halt grad keinen passenden Ratschlag und ich hab da jetzt auch keinen.

Aber ich bin froh, das ich mich ins Glashaus begeben habe. Das können Sie mir glauben. Bei diesem Wochenthema konnte mir echt nichts Besseres einfallen.

Ich hatte ja für „Stolz und Vorurteil“ votiert. Das wäre mir im Glashaus leichter gefallen. Ich bin nämlich verdammt stolz, dass ich die ganzen Aluminiumleisten zusammengeschraubt und die Scheiben eingesetzt habe, eigenhändig. Es ist nämlich ein blödes Vorurteil, dass Frauen sowas nicht können.

Obwohl ich zugeben muss, dass ich zunächst ganz schönen Bammel hatte. Der Bausatz bestand aus fünfzehn Paketen. In der Aufbauanleitung stand: Prüfen Sie die Pakete auf Vollständigkeit. Achten Sie darauf, das die Paketinhalte nicht vermischt werden.
Fünfzehn Pakete, feinsäuberlich auf dem Gehsteig vor unserer Kleingartenanlage aufgereiht vom Fahrer des Speditionslasters.

Puh, das ist ja grade nochmal gut gegangen.

Ich sehe eben, vor meiner Glashaustür liegen noch einige Polystyrolkügelchen. Da werde ich mal fegen.

Tugendhafte Grüße aus dem Garten

3 Gedanken zu “Ignoranz, Erste Hilfe, Tomatensex, ein Ratschlag und Polystyrolkügelchen

  1. Jetzt kann ich das doppelt mögen zurückgeben! Auch wenn ich die reifenden Kirschtomaten schon ein wenig be-last-end finde… Meine haben heuer wieder dank CO2 beschlossen, ein Wald zu werden, aber immerhin sind schon – nun ja, 5 grüne dran…
    Grüße von der Fensterbank

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