Mein Fräulein Tochter Jasmin und ich schlendern durch unsere Gartenanlage. An Pierres Garten bleiben wir stehen.
In den Bäumen und Sträuchern lärmen die Spatzen.
„Sind das schon Jungvögel?“ Jasmin zeigt in die Zweige des Apfelbaums. Ganz in der Nähe des Nistkastens hocken einige Sperlinge, die sehr zierlich wirken.
„Kann sein,“ überlege ich, “Spatzen brüten oft schon im April. Da könnte das erste Gelege tatsächlich schon geschlüpft sein.“
Unter das Tschilpen der Sperlinge mischt sich ein sonores Rasseln.
„Hast Du das auch gehört?“
„Was?“
Hinter den Sträuchern an Pierres Laube ertönt abermals ein Krächzen.
„Das!“
Neugierig gehen wir ein paar Meter weiter und versuchen hinter die Sträucher zu spähen.
Dort liegt auf einer Klappliege in Decken gehüllt Pierre und macht offenbar ein Nickerchen. Hin und wieder unterbricht er sein Schnarchen und schmatzt.
„Frühjahrsmüdigkeit?“ Mein Fräulein Tochter grinst schelmisch und deutet auf Ihren Picknickkorb. „Wollen wir ihn wecken?“
Ich nicke und wir schleichen uns an. Die Spatzen piepsen und tschilpen, als wollten sie Pierre warnen, doch der grunzt unbeeindruckt weiter. Jasmin holt aus ihrem Korb ein Stück Gebäck und hält es Pierre unter die Nase.
„Hunger?“ Fragt Jasmin, als Pierre zu blinzeln beginnt.
„Ach ihr seid das,“ brummt er, setzt sich auf, greift sich das Backwerk, beißt hinein und fragt mit vollem Mund: „Was ist das? Blaubeeren mit Thymian?“
„Fast richtig,“ belehrt Jasmin, „das sind sibirische Blaubeeren oder auch Kamtschatkabeeren, Honigbeeren, Gimolost oder Maibeeren genannt.“
Für das Gebäck hatte mein Fräulein Tochter 300 Gramm Dinkelmehl mit einer Prise Salz, vier Esslöffeln ungesüßtem Kakaopulver und einem Teelöffel geriebener Zitronenschale vermischt und 150 Gramm eiskalte, in kleine Flocken geteilte Margarine untergerührt, bis ein krümeliger Teig entstand. Dann goss sie vier Esslöffel kalten Haferdrink und 40 Milliliter eiskaltes Wasser dazu und knetete schnell einen geschmeidigen Teig. Dabei goss sie weitere 40 Milliliter kaltes Wasser nach. Sie formte eine dicke Teigscheibe, wickelte sie in Frischhaltefolie und ließ sie für eine Stunde im Kühlschrank ruhen.
Dann wusch sie 400 Gramm Maibeeren und ließ sie gut abtropfen. Das trockene Obst vermischte sie mit 80 Gramm Zucker, drei Esslöffel Dinkelmehl und drei Esslöffel gemahlenen Haselnüssen. Von drei Thymianzweigen zupfte sie die Blättchen und rührte diese ebenfalls in die Obstmasse.
Als Nächstes wurde der Backofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorgeheizt. Der Mürbeteig wurde nach Ablauf der Ruhezeit aus der Folie gewickelt, auf bemehlter Arbeitsplatte zu einer runden Teigplatte von zirka 40 Zentimetern Durchmesser ausgerollt und auf ein mit Backpapier bedecktes Blech gelegt. Dann gab Jasmin die Beeren-Haselnuss-Mischung auf den Teig. Dabei ließ sie vier bis fünf Zentimeter Rand, den sie zu guter Letzt hochklappte und umschlug. In etwa einer halbe Stunde buk die Maibeeren-Thymian-Galette goldbraun.
„Das kannst du gleich nochmal backen,“ sagt Pierre und zeigt auf seine Sträucher, “die Vögel haben mir auch noch ein paar Beeren dran gelassen.“