Liebe Leserinnen und Leser,
ein paar Worte vorab:
Natürlich sind auch wir Kleingärtner von der Allgemeinverfügung wegen der Covid-19-Pandemie betroffen und es ist auch schon eine Geschichte zum Thema entstanden. Allerdings erscheint diese erst Anfang Mai. Das ist den langen redaktionellen Vorlaufzeiten unserer Gartenzeitung GARTENFREUND geschuldet. Hier also zunächst ein anderes Thema.
Bleibt alle gesund.
Grüne Limonade
Meine Gartennachbarinnen Rapunzel und Frau B. stehen am Eingang unserer Kleingartenanlage und tuscheln.
„Hast Du schon gehört?“ raunen sie mir zu, „Die Polizei hat Pierre mitgenommen.“
„Pierre?“ Ich bleibe ungläubig stehen. „Warum denn das?“
„Sie haben ihn erwischt“, grinst Frau B., „in flagranti.“
„Auf frischer Tat?“
„Beim Einbruch in meine Laube.“ Rapunzel grinst verdächtig breit.
„Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen.“
„Jetzt wird untersucht, ob Pierre was mit den anderen Einbrüchen in der Nachbarschaft zu tun hat.“
In jüngster Vergangenheit gab es einige Laubeneinbrüche. Auch Rapunzels Gartenhäuschen war schon aufgebrochen worden.
„Wenn du mich fragst, wer diese Hütte aufbricht, kann nicht viel in der Birne haben.“ Meine Gartennachbarin macht mit ihrem Zeigefinger eine kreisende Bewegung in Höhe ihrer Schläfe.
„Was soll das denn heißen?“ Rapunzels gespielte Empörung konnte mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass an dieser Geschichte etwas faul war.
„Es ist doch allgemein bekannt, dass bei dir nicht viel zu holen ist“, Frau B. verschränkt ihre Arme vor der Brust.
„Beim letzten Mal haben sie meinen Mixer mitgenommen“, schmollt Rapunzel.
„Mein Fräulein Tochter hat dir doch einen neuen Mixer aus dem Tauschladen mitgebracht“, wende ich ein.
„Aber mein schöner alter Mixer ist weg und das Türschloss haben sie auch kaputtgemacht.“
Wie aufs Stichwort kommt das Fräulein Tochter um die Ecke und schwenkt ein Netz Zitronen. „Seht mal, was es beim Foodsharing gab.“
„Die wollen mir hier grad weismachen, dass Pierre beim Einbruch in Rapunzels Laube verhaftet worden ist.“
„Verhaftet“, Rapunzel winkt ab, „wir haben gesagt die Polizei hat Pierre mitgenommen.“
„Wortklauberei, könnt ihr vielleicht endlich mal genau erzählen, was los war?“
Auch meine Tochter sieht die beiden gespannt an.
„Pierre wollte nach Feierabend mein Türschloss reparieren“, beginnt Rapunzel die Aufklärung. „Mitten in der Arbeit macht sein Akkuschrauber schlapp. Also ging er rüber auf seine Parzelle, um das Gerät zu laden. Als der Akku wieder genug Leistung hatte, war die Nacht hereingebrochen. Also hat sich Pierre seine Stirnlampe aufgesetzt und ist wieder zurück zu meiner Gartenlaube.“
„Warst du da gar nicht dabei?“, will das Fräulein Tochter wissen.
„Ich hatte doch Spätdienst.“
„Das Ende vom Lied war, dass ein aufmerksamer Bürger die Polizei gerufen hat, weil er jemanden in der Dunkelheit mit Stirnlampe an der Laubentür hat hantieren sehen“, ergänzt Frau B. ungeduldig.
„Und weil der Pierre keinen Ausweis einstecken hatte, wollte die Staatsmacht ihm nicht glauben, dass er im Dunkeln Einbruchschäden repariert.“
„Darauf eine grüne Limonade“, sage ich und deute auf das Netz Zitronen.
Schnell pflücken wir jungen Spinat, Petersilie aus dem Frühbeet, Minze und Bärlauch. Ich hacke je 60 Gramm Petersilie und Spinat und zirka sechs Teelöffel Minze sowie zwei Blätter Bärlauch. Zusammen mit der abgeriebenen Schale einer Zitrone zwei bis drei Esslöffel Rübensirup und 90 Milliliter Zitronensaft und einem halben Liter kaltem Wasser kurz durchmixen. Prost.