Zaubernussecken

In unserem Verein feiern wir seit einigen Jahren im Januar einen Neujahrsempfang. Der Vorstand lädt alle neuen Vereinsmitglieder zusammen mit den Ehrenmitgliedern und den Mitgliedern ein, die im vergangenen Jahr besonders viele Stunden ehrenamtlich Arbeit geleistet haben.

Der Vorstandsvorsitzende nutzt diese Gelegenheit zu einem kleinen Jahresrückblick, abseits eines förmlichen Geschäftsberichtes und gibt eine kurze Vorschau auf die künftigen Arbeitseinsätze und natürlich auf die geplanten Vereinsfeste. Auch einen Vereinsausflug soll es wieder geben.

Zu lange darf sich der Vorstand allerdings nicht bei der Vorrede aufhalten, denn der Kaffee ist schon ausgeschenkt. Der Glühwein duftet verführerisch aus dem elektrisch beheizten Kessel und die ersten Gartenfreunde haben schon den einen oder anderen Keks verputzt. Endlich hebt der Vorsitzende sein Sektglas und nach dem gemeinsamen Prosit auf das neue Gartenjahr hebt ein geschäftiges Klappern und Schwatzen an.
Erst als die Gartenfachberaterin die Fragebögen für ein Gartenquiz verteilt, wird es etwas ruhiger. Jeder, der weiß, in welchem Abstand zur Parzellengrenze eine Süßkirsche mindestens gepflanzt werden muss oder ob sich Kartoffeln und Erdbeeren in einem Beet vertragen, kann nun kleine Preise gewinnen.

Fester Bestandteil des Neujahrsempfangs ist auch der Auftritt unseres Zauberkünstlers. Er verblüfft die Kleingärtner gern mit Kartenkunststücken, magischen Ringen und Seilen. Nur Unkraut kann er leider nicht verschwinden lassen.
In diesem Jahr hat er mich gebeten, Nussecken zu backen.

Ich mischte 300 Gramm Weizenmehl, 600 Gramm Vollkorndinkelmehl, 360 Gramm Rohrohrzucker, den Inhalt von zwei Päckchen Vanillezucker und einem Päckchen Backpulver, schmolz 400 Gramm Margarine in einem Topf und gab sie zusammen mit zwei pürierten Äpfeln und acht Esslöffeln Wasser zu der Mehlmischung. Nach und nach verrührte ich mit einem Löffel alles zu einem Teig. Den Teigballen bestäubte ich mit Mehl und knetete ihn mit den Händen auf zwei gefettete und bemehlte Backbleche.
Anschließend strich ich acht Esslöffel Aprikosenkonfitüre auf dem Teig.

Für den Belag zerließ ich weitere 340 Gramm Margarine in einem Topf und rührte 280 Gramm Kristallzucker und 16 Gramm Vanillezucker (zwei Päckchen) hinein. Nach kurzem Aufkochen gab ich 400 Gramm gemahlene und 200 Gramm gehackte Haselnüsse sowie acht Esslöffel Wasser hinzu, verrührte alles und verteilte die Masse gleichmäßig auf dem Teig.

Dann wurde bei 175 Grad Umluft 25 Minuten im vorgeheizten Backofen gebacken und nach kurzem Abkühlen die Ecken geschnitten.

Zwei Tafeln Zartbitterschokolade ließ ich im Wasserbad schmelzen und träufelte sie mit einem Löffel über die Nussecken.

Vor der Veranstaltung überreichte ich mein Backwerk dem Magier.

Der holt sich jetzt eine Junggärtnerin als Assistentin auf die Bühne und lässt sich von ihr aus einem Hamameliszweig einen neuen Zauberstab schnitzen. Mit dem verwandelte er dann unter dem Beifall der Gartenfreunde Zaubernussblüten in Nussecken.

Bratäpfel, Rumkugeln und Bethmännchen

Weihnachtsmärkte gehören nicht gerade zu meinen Lieblingsorten. Ich wurde einmal im Gedränge nachhaltig traumatisiert. Beteiligt waren drei unachtsame Leute, eine Bratwurst mit viel Senf, eine brennende Zigarette und ein Becher Glühwein. Der genaue Ablauf der Katastrophe konnte nie vollständig rekonstruiert werden. Nur so viel: Meine damals neue Jacke wurde so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass ich sie heute nur noch zur Gartenarbeit tragen kann.

Meine Gartennachbarin Frau B. steht mit Rapunzel und zwei weiteren Gärtnerinnen am Zaun. Die Damen zählen die Vorteile eines Weihnachtsmarktbesuches auf.

„Na gut,“ sage ich schließlich, „aber wir gehen zu diesem Wintermarkt, wo mein Fräulein Tochter zu Gunsten eines Tierschutzvereins Bratäpfel verkauft. Da könnt ihr gleich mal was für die gute Sache tun.“

„Fein, mal sehen, was aus den Boskoop-Äpfeln geworden ist, die sie bei mir geerntet haben,“ freut sich Rapunzel. Auch die anderen stimmen zu und ich übernehme die Führung. Immerhin habe ich schon die richtige Jacke an.

Auf dem Weg fragt Frau B.: „Wieso nennen die das Wintermarkt?“

„Keine Ahnung,“ antworte ich.

„Vielleicht wollen die Veranstalter keine religiösen Gefühle verletzen,“ mutmaßt Rapunzel.

Auf dem Wintermarkt angekommen, stellen wir schnell fest, dass ein Markt mit Bratäpfeln, Nussknackern, Spekulatius, Räucherwerk, Stollen, Lebkuchen, Kinderspielzeug und Tannenbaum mit Lichterkette heißen kann wie er will, es bleibt ein Weihnachtsmarkt. Zumindest solange er in der Adventszeit stattfindet.

Das Fräulein Tochter freut sich, uns zu sehen.

Wir ordern fünf Bratäpfel und fünf Rumkugeln und befüllen die Spendenbüchse großzügig.

Die jungen Leute vom Tierschutzverein hatten aus Rapunzels Boskoop-Äpfeln mit einem zylindrischen Stecher die Kerngehäuse entfernt. Das entstandene Loch füllten sie mit Marzipan und Rosinen. Das Fräulein Tochter schürte die Holzkohlenglut unterm Grillrost. Nach einem kurzen Aufenthalt unter der Grillhaube bekam jeder Apfel einen Guss Vanillesoße. Die Vanillesoße hatten sie aus 500 ml Mandelmilch, dem Mark einer Vanilleschote, 20 g Stärke und drei Esslöffeln Rohrohrzucker bereitet.

Für die Rumkugeln waren 300 g Zartbitterschokolade geschmolzen worden. Unter ständigem Rühren wurden 250 g Margarine, 75 g Puderzucker, 200 g gehackte Mandeln und ganz zum Schluss drei Esslöffel Rum hinzugefügt worden, bis eine gleichmäßige Masse entstanden war. Nach dem Abkühlen wurden aus der Schokomasse Kugeln geformt und diese entweder in Kakaopulver oder in Kokosflocken gewälzt.

„Und was ist das?“ Fragt Frau B. und deutet auf eine Schüssel mit goldgelben Mandelplätzchen.

„Bethmännchen,“ erklärt das Fräulein Tochter. „Einfach 200 g Marzipan Rohmasse mit einem Esslöffel Stärke, 50 g Puderzucker, 3 Esslöffeln Mandelmilch und 60 g Dinkelmehl Typ 630 verknetet, kirschgroße Kugeln geformt, mit je drei halben Mandeln verziert und im vorgeheizten Backofen bei 170 °C Ober- und Unterhitze goldgelb gebacken.“

„Eine Runde davon bitte,“ sagt Frau B. und steckt einige Münzen in die Spendenbüchse.