„Das glaubst du nicht, wie aus dem Nichts stand der plötzlich neben mir.“ Rapunzel fasst mich beim Arm. Wir sind auf einem Rundgang durch unseren Kleingärtnerverein, denn in jüngster Zeit hatte es einige Einbruchversuche gegeben und wir liefen bei Anbruch der Dunkelheit Streife. Rapunzel berichtete über eine unheimliche Begegnung. „Der war von oben bis unten in Tarnklamotten gekleidet. Wer rechnet denn mit so was. Aber dann hat sich herausgestellt, dass es nur der neue Gärtner ist, der als Hobbyornithologe in der Dämmerung unseren Gartenvögeln mit der Kamera nachstellt.“
„Na, dann kann er ja auch draufhalten, wenn das nächste Mal schräge Vögel kommen.“
Wir sehen bei der Laube meiner Tochter Jasmin einen Lichtschein am Fenster und treten näher.
Im Innern der Laube ist glücklicherweise nur mein Fräulein Tochter zugange. „Mama? Rapunzel? Was macht ihr denn hier?
„Wir sind mit Streife dran.“
„Ach stimmt ja, das hatte ich ganz vergessen.“
„Und was machst Du ganz allein um diese Zeit hier?“
„Ich bin ja nicht allein.“ Jasmin greift hinter einen Vorhang und zieht einen schmächtigen Jungen ins Licht. „Der Paul ist mein Beschützer, bis ihn seine Mutter wieder abholt.“
Der Junge lächelt schüchtern. Ich schnuppere. „Was riecht denn hier so lecker?“
„Ich habe uns ein paar Pastinaken in die Pfanne gehauen.“ Jasmin deutet auf ihren Campingkocher. „Einfach Pastinaken schälen und in Scheiben schneiden, salzen, pfeffern, 10 Minuten in Rapsöl braten, grob gehackte Haselnüsse mitrösten und vor dem Servieren Thymianblättchen drüberstreuen. Wollt ihr kosten?“
Rapunzel und ich schnappen uns Gabeln und essen direkt aus der Pfanne.
„Unser Paul wird von seinen Mitschülern gemobbt“, flüstert Jasmin erklärend und etwas lauter: „Und da haben der Paul und ich heute sein preisgekröntes Insektenhotel in meinem Garten aufgehängt, damit die anderen Kinder es nicht kaputt machen können. Der Junge lächelt trotzig und ergänzt: „Nicht wie das andere im Schulgarten.“
„Genau, und zum Nachtisch gibt es Scheiterhaufen.“ Grinst Jasmin und sagt das Rezept auf wie ein Gebet: „200 Gramm altbackene Brötchen in Scheiben schneiden und in einer Schüssel mit 400 Millilitern lauwarmer Mandelmilch übergießen. Den Ofen auf 180 °C Umluft vorheizen und eine zweieinhalb Liter fassende Auflaufform einfetten. Aus drei Äpfeln das Kerngehäuse entfernen, die Früchte in Spalten schneiden und mit einem Esslöffel Zimt, 30 Gramm Zucker und dem Saft eines Viertel Zitrone mischen. Das Brötchen-Milch-Gemisch, die Äpfel und 50 Gramm Rosinen in die Auflaufform geben. Auf dem Scheiterhaufen 50 Gramm Mandelblättchen verteilen und für etwa 30 Minuten im vorgeheizten Ofen backen.
Für die Vanillesoße werden 250 Milliliter Soja-Vanille-Drink in einem kleinen Topf erhitzt. Mit ein paar Esslöffeln des Drinks werden 15 Gramm Speisestärke in einem Schüsselchen glattgerührt und dann zum restlichen Vanilledrink in den Topf gegeben. Dann werden 25 Milliliter Agavendicksaft und eine Prise Kurkuma untergerührt und das Ganze unter ständigem Rühren aufgekocht, bis die Soße andickt.“