Mein Fräulein Tochter Jasmin und ich sollten für das leibliche Wohl bei einem Arbeitseinsatz sorgen.
Ich steuerte Grünkohl, Zwiebeln und Kartoffeln bei, Jasmin brachte eine Tüte mit Blättern von ihren ewigen Kohlpflanzen. Im Obstlager fanden sich noch einige, schon etwas verschrumpelte Äpfel. Wir machten uns ans Werk.
Zunächst wurden 800 Gramm Grünkohl blanchiert, grob gehackt und im tiefen Tiegel für zirka eine Stunde in einem Liter Gemüsebrühe gegart.
Währenddessen schälten und würfelten wir 400 Gramm Kartoffeln und schnitten aus Jasmins Kohlblättern die großen Blattrippen. Dann teilten wir 400 Gramm Blätter in mundgerechte Happen. Drei Liter Wasser brachten wir zum Kochen und gaben einen Esslöffel Kümmel und die Gemüsestücken hinein.
Dann schälten und hackten wir drei Zwiebeln und wuschen und schnitten je acht Äpfel und sechs Karotten. Diese Zutaten köchelten wir in einem weiteren Topf in zwei Liter Gemüsebrühe mit vier Teelöffel Zitronensaft zirka 10 Minuten bei mittlerer Hitze. Dann gaben wir den Grünkohl dazu und ließen alles weiterköcheln, bis alle Zutaten gar waren. Zum Schluss wurde die Apfel-Grünkohl-Mischung püriert und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Inzwischen waren die Kartoffelstücke mit dem ewigen Kohl gar. Wir gossen das Kümmelkochwasser durch ein Sieb ab und stellten es beiseite.
Nun setzten wir den großen Topf wieder auf den Herd und dünsteten darin mit etwas Rapsöl zwei gehackte Zwiebeln glasig, gaben die Kartoffel- und Kohlstücken hinein und schütteten nach und nach die pürierte Grünkohlmasse dazu. Wenn der Eintopf zu dick zu werden drohte, verdünnten wir mit dem Kümmelwasser. Nochmals mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt und fertig.
Wir packten den Topf in eine mit Karton gepolsterte Holzkiste und machten uns auf den Weg in unseren Gartenverein.
„Weißt du, wo heute der Arbeitseinsatz stattfindet?“ Jasmin ruft nach Rapunzel. Rapunzel, die ihren Spitznamen nicht wegen ihrer langen Haare hat, sondern weil im Frühjahr immer ihr halber Garten voll Feldsalat steht, streicht ihre Hände an ihrer Gartenschürze ab und kommt zu uns herüber. „Ich glaub, die sind da hinten, im letzten Winkel.“
Wir gehen gemeinsam weiter.
Bruce und Pierre sind gerade dabei einen alten, kranken und grenzständigen Apfelhochstamm zu roden. Die Männer zerlegen das Holz mit der Kettensäge. Als sie uns sehen unterbrechen sie die Arbeit und Pierre macht ein Foto vom kahlen Stamm.
„Das schick ich meiner Frau,“ grinst er, „Schatz, dein Apfelbaum wurde auftragsgemäß verschnitten.“
Bruce deutet auf das Gartenhaus. „Wollt Ihr mal gucken? 18 m² stehen in der Bauerlaubnis und über 40 m² wurden gebaut.“
Wir betreten das Gebäude. Durch das schadhafte Dach entsteht ein Luftzug. Es riecht modrig.
Rapunzel zieht fröstelnd die Schultern zusammen. „Ich spüre eine unheimliche Präsenz. Ist der Gärtner hier gestorben?“
„Nein“, lacht Bruce.
„Du hast doch neulich noch nicht mal gemerkt, als ich an der Gartenmarktkasse hinter Dir stand,“ stichelt mein Fräulein Tochter.
„Über Geister macht man keine Witze“, echauffiert sich Rapunzel.
„Na der Geist wird demnächst obdachlos,“ brummt Bruce und reißt herunterhängende Dachpappe ab.