Gute-Laune-Cake-Pops

Ich zupfe versonnen ein paar Kräutlein, die ich nicht in meinem Erdbeerbeet haben möchte. Plötzlich höre ich aufgeregte Rufe.

„Frau Aldente, Frau Aldente!“

Ich strecke meinen Rücken durch, wische mir eine Haarsträhne aus der Stirn und sehe mich um. An meinem Gartenzaun steht Mia, Pauls große Schwester. Mia ist dreizehn und ich habe sie schon länger nicht mehr in unserer Kleingartenanlage gesehen.

„Wissen sie, wo Paul ist?“ Mias kleiner Bruder Paul wird seit einiger Zeit von den anderen Kindern gemobbt und hat vermutlich deshalb vermehrt bei den Erwachsenen Anschluss gesucht. Außerdem wurde der Kleine auch schon häufig gesehen, wie er allein durch fremde Gärten stromert. Nicht allen in der Nachbarschaft gefällt das. Einige ängstliche Zeitgenossen argwöhnen, aus dem spielenden Kind könne ein gemeingefährlicher Brandstifter werden.

Ich streiche mir die Hände an meiner Gartenschürze ab und blicke mich um.

„Bei mir ist er nicht, soll ich dir suchen helfen?“

„Ich hab schon überall gefragt. Immer haut der ab.“ Mia ist für ihr Alter angemessen schlecht gelaunt und jeder längere Satz wird in einem sirenenartig auf- und abschwellenden Jammerton vorgetragen. Kein Zweifel, dieses Mädchen leidet unter der Last der Welt, die einzig auf ihren Schultern lastete.

„Dein kleiner Bruder hat es ja zurzeit auch nicht leicht,“ versuche ich die Situation zu entspannen. „Der ist doch selbst schuld,“ orgelt Mia, „warum muss er auch überall immer der Beste sein wollen. Kein Wunder das die anderen Kinder neidisch werden.“

Mein Fräulein Tochter Jasmin kommt den Gartenweg herauf. „Paul wird gesucht. Weißt du, wo er steckt?“

Jasmin deutet hinter sich und sagt: „Ich meine, ich hätte ihn eben bei Pierre am Gewächshaus gesehen.“

Wir gehen zu Pierre. Auf dem Weg hält uns Jasmin den Inhalt einer Papiertüte hin. „Guckt mal, ich habe Cake-Pops gemacht.“

Mia greift sich eins der Küchlein am Holzstiel und eilt voraus, ohne danke zu sagen. Wir hören Mias Lamento für Paul schon bevor wir Pierres Garten erreichen.

„Die Mama hat gesagt, dass du nicht immer abhauen sollst, ohne was zu sagen.“

Jasmin hält Paul und dem verdatterten Pierre die Gebäcktüte hin. Wir kauen.

Mia lässt ihr Holzstäbchen fallen. Paul hebt es auf und strahlt Pierre an: „Da kann ich ein Schild für meine Saattöpfchen draus machen.“

„Na da hole ich mal einen Stift,“ sagt Pierre.

Jasmins Rezept für Gute-Laune-Cake-Pops:

Eine zerdrückte Banane, 4 Esslöffel Rapsöl, 80 Gramm Zucker und 200 Milliliter Mandelmilch gründlich verrühren und löffelweise ein Gemisch aus 200 Gramm Mehl und 16 Gramm Backpulver zugeben. Den Teig in eine gefettete 26er Springform geben und im vorgeheizten Backofen bei 180 °C Umluft zirka 25 Minuten backen. Den ausgekühlten Kuchen zerbröseln, mit 100 Gramm Erdbeerkonfitüre vermischen, zu 14 gleichgroßen Kugeln formen. Im Wasserbad 200 Gramm Edelbitter-Schokolade schmelzen, Holzstäbchen eintauchen und in die Kugeln stecken. Wenn die Stäbchen fest sind, die Kugeln ebenfalls kurz in die Schokolade tunken und abkühlen lassen.

Muckefuck und Eichelbrot

„Koste mal.“ Meine Tochter Jasmin hält mir ihren Thermobecher unter die Nase.

Ich schlürfe vorsichtig.

„Na?“

„Ist das Tee?“

„Nein. Rate nochmal.“

Ich schlürfe abermals. „Irgendein Tee mit Zimt und Milch.“

„Das ist Muckefuck aus gerösteten Eicheln. Das vergangene Jahr war doch ein Mastjahr. Da habe ich bei den Eichen am Seniorenheim mal einen Beutel Früchte gesammelt.“

„Und dann geröstet?“

„Ja, zunächst kurz gewässert und alle Früchte aussortiert, die an der Oberfläche schwammen oder sichtbare Bohrlöcher hatten. Hier und da noch eine Kappe lösen und die reifen hellbraunen Früchte auf einem Blech bei 160 °C Umluft vorsichtig rösten. Die Eicheln dürfen dabei nicht zu dunkel werden oder gar verbrennen. Entweder die äußere Schale springt schon beim Rösten auf oder sie lässt sich danach leicht knacken. Der Eichelkern ist von einer dünnen, braunen Samenhaut umgeben, die ich ebenfalls entfernt habe. Die Kerne werden dann im Mixer grob zerkleinert und der Schrot drei Tage lange gewässert. Dabei habe ich alle 12 Stunden frisches Wasser genommen, bis sich keine Gerbstoffe mehr gelöst haben und das Wasser klar blieb. Das Spülwasser habe ich hier.“

Jasmin zieht einen Kanister mit brauner Brühe aus ihrem Rucksack.

„Für den Kompost?“

„Für meine Blaubeeren.“ Jasmin schmunzelt und verteilt den Inhalt des Kanisters rund um ihre Blaubeersträucher.

„Und wie ging es dann mit den zerstoßenen Eichelkernen weiter?“

„Die habe ich wieder auf ein Backblech gelegt, bei 80 °C Umluft getrocknet und dann mit meinem Mixer zu Mehl verarbeitet.“

Ich nippe nochmal an Jasmins Becher. Sie hält mir ein Gebäckstück hin.

„Und für den Muckefuck mischt du nur Eichelmehl mit Zimt und gießt heißes Wasser auf?“

„Zwei gehäufte Teelöffel Eichelmehl je Tasse mit einer Filtertüte aufgießen und je Tasse einer kräftigen Prise Zimt und einen gehäuften Teelöffel Rohrohrzucker und zum Schluss noch einen Schluck Hafermilch.“

Ich beiße in das Gebäckstück.

„Kräuterbrot?“

„Ja. 500 Gramm Weizenmehl Type 550 und 500 Gramm Eichelmehl mit zwei Esslöffeln Salz verrühren. 25 Gramm frische Hefe in 50 Milliliter Wasser auflösen zusammen mit einem Esslöffel Rapsöl unter die Mehlmischung heben. Dann nach und nach zirka 700 Milliliter lauwarmes Wasser einrühren, bis ein lockerer Teig entstanden ist. Der Teig muss dann zwei Stunden gehen und wird abermals durchgeknetet. Dabei habe ich sechs gehackte Salbeiblätter, Oregano und Thymian eingearbeitet. Im auf 220 °C vorgeheizten Backofen wird der zu einem Brotlaib geformte Teig auf mittlerer Schiene auf mit Backpapier belegtem Blech bei Ober- und Unterhitze gebacken. Nach 30 Minuten habe ich die Temperatur auf 190°C gesenkt und nach weiteren 30 Minuten die erste Backprobe mit einem Holzstäbchen gemacht. Wenn kein Teig mehr am Holzstäbchen kleben bleibt, ist das Brot fertig.“

Auf dem Gartenweg nähern sich mein Gartennachbar Hans-Georg B. mit einigen anderen Männern. „Um was wollen wir wetten, dass denen zum Thema Eichelbrot irgendeine Bemerkung mit „Käse“ einfällt?“, wispert mein Fräulein Tochter.

Gegrillte Weinblätter

Mein Fräulein Tochter Jasmin und ihr Philosophiestudent haben zur Grillparty in die gemeinsame Kleingartenparzelle geladen.
Ich bereitet zunächst eine Mischung aus einem halben Teelöffel Anis, je einem Teelöffel Zimt, Galgant, Muskatblüte und Kardamomsamen, je zwei Teelöffel Kurkuma, schwarzer Pfeffer, gemahlener Ingwer, Kubebenpfeffer, geriebene Muskatnuss, zwei Esslöffel Koriandersamen, drei Esslöffel Kreuzkümmel, zwei getrockneten Chilischoten, vier Pimentkörnern, acht Nelken und zwei Gramm Safranfäden. Wer nicht alle diese Gewürze zur Hand hat, kann beim Gewürzdealer seines Vertrauens auch nach der Mischung „Ras el Hanout“ fragen.
Von meinem Traubenwein Solaris hatte ich 30 große Weinblätter gepflückt und die Stiele entfernt.
Aus drei Esslöffeln Salz und anderthalb Litern Wasser koche ich eine Lake, füge einen Esslöffel Zucker und den Saft einer halben Zitrone hinzu, lege die gewaschenen Weinblätter in eine Glasschüssel und übergieße sie mit dem heißen Sud und stelle die Schüssel beiseite.
Dann koche ich 150 Gramm Quinoa mit einem Teelöffel Salz in 300 Milliliter Wasser.
Ich schäle eine mittelgroße Zwiebel, schneide feine Würfel und dünste diese in wenig Olivenöl bei mittlerer Hitze glasig. Dann hacke ich eine Tomate, zwei Knoblauchzehen und zwei Esslöffel Rosinen grob und gebe sie zur Zwiebel in die Pfanne. Ich schmecke mit zwei Teelöffel meiner Gewürzmischung und Salz ab, ziehe die Pfanne vom Herd, füge eine Hand voll gehackte, glatte Petersilie hinzu und verrühre alles mit dem gegarten Quinoa.
Dann fische ich die Weinblätter aus dem Sud und tupfe sie trocken.
Nun gebe ich auf jedes Weinblatt ein bis zwei Esslöffel von der Füllung, schlage die kurzen Seiten nach innen und rolle das Ganze auf und bepinsele die Rollen mit Olivenöl.
Als Dip verrühre ich 200 Gramm veganen Joghurt mit drei Esslöffel Tahin, je einem Esslöffel Zitronensaft und Olivenöl und einem Teelöffel Salz.
So gerüstet mache ich mich auf den Weg.
Vor der Parzelle meiner Tochter lungert Bruce herum.
„Du traust dich wohl nicht rein?“, frage ich.
„Die grillen doch nur Pflanzen“, nuschelt Bruce und äugt misstrauisch über den Zaun.
„Ja und?“
„Nein, ich mach nur Spaß. Ich warte nur noch auf Rapunzel und Pierre“, grinst Bruce.
„Was bringt ihr mit?“
„Rapunzel hat Babykarotten! Und ich Pilssuppe.“ Bruce stößt mit dem Fuß an einen Kasten Bier zu seinen Füßen.
„Und Pierre?“
„Zucchini, glaub ich.“
Meine Gartennachbarin Frau B. und ihr Mann Hans-Georg nähern sich.
„Ich höre die jungen Leute feiern?“ Frau B. hält eine Flasche Sekt hoch.
„Verspätete Parzelleneinweihung. Ging ja nicht eher, wegen der Seuche“, nicke ich.
„Apropos – haben wir Verluste zu beklagen?“, wendet sich Frau B. an Bruce.
Bruce Miene verfinstert sich. „Das darf ich dir gar nicht sagen, wegen Datenschutz.“
Frau B. zeigt sich unbeeindruckt. „Ich habe gehört, dass dein Vorpächter an Corona gestorben ist.“
„Kurtchen? Das war schon bei der ersten Welle im Altenheim.“
„Sonst niemand?“ Frau B. lässt nicht locker.
„Es gab schon einige Infektionen. Aber es sind alle wieder genesen, soweit ich weiß.“
„Na wir sind jedenfalls geimpft“, triumphiert Frau B. und schreitet Richtung Grill.

Schokokuchen mit Schweizerhose

Ich heize meinen Backofen auf 180 Grad Celsius vor. Den Inhalt von je einem Päckchen Backpulver und Vanillezucker vermenge ich mit 350 Gramm Mehl, 130 Gramm Zucker, je einer Prise Salz und Zimt, einer Messerspitze Nelkenpulver, 6 Esslöffeln Kakaopulver stark entölt und 100 Gramm fein gehackter Zartbitterschokolade.
Dann rühre ich 100 Milliliter Rapsöl, einen halben Liter Hafermilch sowie 70 Gramm fein gehackte Walnüsse dazu.
Den entstandenen Teig gebe ich in eine gefettet 26er Springform. Danach wasche, schäle und viertele ich 600 Gramm Birnen. Das vergangene Jahr war bei uns ein Birnenjahr. Mein Bäumchen von der Sorte Schweizerhose hing zum ersten Mal richtig voll. Ich erntete kurz vor der Vollreife. So waren die Früchte in der kühlen Kammer recht gut lagerfähig. Die Birnenteilchen drücke ich im Wechsel mit etwa 30 Gramm grob gehackten Walnüssen rundherum in den Teig. Danach schiebe ich die Springform für eine dreiviertel Stunde auf die mittlere Schiene bei Ober- und Unterhitze ins vorgeheizte Rohr. Nach zirka 35 bis 40 Minuten mache ich die Stäbchenprobe. Wenn kein Teig mehr am Holzstäbchen haftet, ist der Kuchen gar.
Ich lasse mein Backwerk auskühlen und rüste mich für einen Spaziergang in meinen Garten.
Kaum in der Gartenanlage angekommen, begegnet mir Rapunzel.
„Mhm!“ macht sie und schmult in meinen Picknickkorb. „Schokokuchen?“
„Mit Schweizerhose“, ergänze ich.
„Wie jetzt? Du hast Schweizerhosen an?“
„Unsinn, die Birnen heißen Schweizerhose, weil sie grün und gelb gestreift sind, wie die Hosen von der Schweizergarde.“
„Und diese Birnen hast du woher?“
„Dort von meinem Birnbaum“, ich zeige Rapunzel die Richtung. „Das ist eine sehr alte Sorte, die nur in sonnigen, geschützten Weinlagen richtig gut gedeiht.“
Im Hintergrund rappelt sich meine Gartennachbarin Frau B. aus ihrem mit Decken dick gepolsterten Gartenstuhl. In der Hand hält sie ein Fernglas.
„Aha“, lästert Rapunzel, “Vorsicht, wachsame Nachbarschaft.“
„Jawohl“, entgegnet Frau B. grimmig, „aber nicht wie du denkst. Ich beobachte die Vögel am Futterhaus.“
„Beobachtest du auch den da?“ Rapunzel zeigt auf eine gestreifte Katze.
„Der ist eine die, und stört hier immer meine Piepmätze“ korrigiert Frau B. grimmig
„Aber den rufen doch alle Wilhelm? Und da hört er auch drauf.“
„Was du nicht alles weißt“, grummelt Frau B. und ruft: “Wilhelm, Wilhelm.“
Die Katze interessiert sich mehr für die Vögel am Futterhaus.
Nun schürzt Rapunzel die Lippen, schnalzt mit der Zunge und flötet: „Wilhelm mein Katerle, komm doch mal her.“
Tatsächlich wendet sich das gestreifte Katzentier von der Vogelfutterstelle ab und tänzelt federnd in Richtung Rapunzel.
Frau B. bückt sich überraschend behände, greift die Streunerin und hält sie an den Vordertatzen hoch.
„Wenn das ein Kater ist, fresse ich einen Besen.“
Nach erfolgter Diagnose setzt Frau B. die Katze wieder auf den Gartenboden. Die flüchtet umgehend zu Rapunzel und streicht um deren Beine.
„Na gut“ sagt Rapunzel versöhnlich und hockt sich nieder, „ dann nenne ich dich eben Frau Wilhelm.“

Krautschnecken

„Im Garten gibt es immer was zu tun!“ Meine Gartennachbarin Frau B. nickt mir eifrig zu, als ich ihr erzähle, das mein Fräulein Tochter mit ihrem Philosophiestudenten jede freie Minute auf ihrer der jüngst erworbenen Parzelle verbringen.
Hans-Georg B. stellte schnaufend einen Klapptisch nahe am Zaun zum Gartenweg auf die Grenze zwischen unseren Parzellen.
„Was soll denn das werden?“, wendet Frau B. sich an ihren Gatten.
„Na ich schaffe die Voraussetzungen für ein gemeinsames Essen, ohne dass wir unsere privaten Bereiche verlassen müssen.“
„Ist er nicht clever? Hole doch bitte eine Plexiglasscheibe.“
„Soll ich?“
„Der macht das wirklich.“
„Wenn wir die Abstände einhalten, geht es auch ohne Trennscheibe“, schmunzele ich.
„Was gibt es denn bei euch?“
„Kartoffelsalat mit Würstchen. Wir üben schon mal für Weihnachten.“
„Bei mir Krautschnecken.“ Ich zeige meinen Picknickkorb. Seit die jungen Leute auf ihrer Parzelle werkeln, backe ich fast jeden Tag.
Aus 500 g Dinkelmehl (Type 630), 300 ml lauwarmen Wasser, einem Päckchen Trockenhefe, zwei Esslöffeln Rapsöl und einer kräftigen Prise Salz knetete ich einen Teig, der danach an einem warmen, zugfreien Ort eine halbe Stunde gehen durfte. In der Zwischenzeit schnitt ich einen mittelgroßen Weißkohl und zwei Zwiebeln in Streifen. In einem großen Topf erhitzte ich etwas Öl und briet die Gemüsestreifen an. Dann gab ich zwei Esslöffel Zucker hinzu, um den Topfinhalt zu karamellisieren. Danach löschte ich mit 50 ml Weißwein und 100 ml Gemüsebrühe ab und fügte einen Esslöffel Wacholderbeeren in einem Teesieb hinzu. Das Ganze ließ ich unter gelegentlichem Rühren köcheln, bis die Flüssigkeit verdampft war. Ich entfernte die Wacholderbeeren, drückte in einem Sieb die restliche Flüssigkeit aus dem Gemüse und verteilte es auf dem Teig, den ich zu zwei rechteckigen Fladen ausgerollt hatte. Dann würzte ich mit Pfeffer, Salz und frisch geriebener Muskatnuss. Dann rollte ich die Teigfladen jeweils von der kurzen Seite her auf und zerschnitt sie mit einem feuchten Messer in zirka 1,5 Zentimeter dicke Scheiben. Die Scheiben werden dann auf zwei mit Backpapier ausgelegten Blechen platziert und bei 180 Grad Celsius Umluft im vorgeheizten Ofen in zirka 20 Minuten goldbraun gebacken.
„Hunger“, ruft Jasmin.
„Auf dem Gartenweg müsst Ihr den Mundnasenschutz aufbehalten“, stellt Frau B. hämisch fest.
„Aber nicht, wenn wir einen Imbiss zu uns nehmen“, kontert Jasmin, macht einen langen Arm zum Picknickkorb, greift sich eine Krautschnecke und zieht sich mit der anderen Hand die Maske unters Kinn.
„Ihr könntet ja hereinkommen“, wende ich ein.
„Nein Mama! Es sind nur Besuche des eigenen Gartens gestattet!“
„Sagt bloß, ihr kennt die Coronaregeln?“ Hans-Georg B. hebt erstaunt die Augenbrauen.
„Also ich habe schon im Oktober den Überblick verloren. Risikogebiet, kein Risikogebiet, Mundnasenschutz, Hände waschen, Lüften.“
„Na gelüftet ist hier ja schon mal“, stellt Frau B. fest und schwenkt ihren Arm, an dessen Handgelenk ihr Mundnasenschutz baumelt, im Halbkreis.

Kartoffelkuchen

„Das ist nett von Dir, aber danke. Vielleicht hast du ja wichtigere Termine.“
Mein zukünftiger Schwiegersohn zieht seine Haare zu einem straffen Dutt.
„Ach, das macht mir überhaupt nichts aus“, wiegele ich ab.
Mein Fräulein Tochter kommt zu uns. „Was gibst?
Deine Mutter will uns beim Zaunbau helfen.
„Und einen Kuchen bringe ich auch mit“, trumpfe ich auf.
„Kuchen ist immer gut. Wir sehen uns dann morgen.“
Die jungen Leute gehen und ich mache aus 250 Gramm Weizenmehl, 160 Milliliter Wasser und 30 Gramm Frischhefe einen Vorteig, den ich eine Stunde an einem warmen Ort gehen lasse bis er sein Volumen ungefähr verdreifacht hat.
Derweil werden 250 Gramm geschälte Kartoffeln gekocht.
Dann walke ich aus dem Vorteig, weiteren 500 Gramm Weizenmehl, die mittlerweile ausgekühlten und zerdrückten Kartoffeln, 50 Gramm feingehacktes Orangeat, 200 Gramm zerlassene Margarine, 1 Gramm Zimt, eine Prise Nelkenpulver und eine Prise gemahlener Kardamom ungefähr 10 Minuten bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist, der nicht mehr klebt. Anschließend füge ich 100 Gramm Rohrohrzucker und 10 Gramm Salz hinzu und knete nochmals durch. Zum Schluss 100 Gramm Rosinen unter den Teig heben und alles auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech ausbreiten, mit den Fingerspitzen kleine Dellen eindrücken und mit einem Gemisch aus 100 Gramm Rohrohrzucker, 70 Gramm zerlassener Margarine und einem Teelöffel Zimt übergießen. Nach weiteren 20 Minuten an einem warmen, zugfreien Ort schiebe ich das Blech auf mittlerer Schiene bei 180 ° C für eine halbe Stunde in den Backofen.
Am nächsten Morgen packe ich eine Thermoskanne Kaffee, ein paar Becher und meinen Kartoffelkuchen ein und mache mich auf den Weg in unsere Kleingartenanlage. Als ich eintreffe, ist die Erneuerung des Gartenzaunes bereits in vollem Gange. Ich schnappe mir einen Klappstuhl und lasse mich an einer Stelle nieder, von der ich das Baugeschehen gut überblicken kann.
„So sieht also Deine Hilfe aus, Mama“, tadelt mich Jasmin.
„Ich bin euer Joker. Falls es Schwierigkeiten gibt.“
Nicht, dass ich den jungen Leuten den Zaunbau nicht zutrauen würde, ich bin vor allem auf eine andere Entwicklung gespannt.
Wie nicht anders erwartet, dauert es nicht lange und die ersten Gartennachbarn machen den Kleingartenneulingen ihre Aufwartung.
„Neuer Zaun? Viel Arbeit, was?“
„Ja, ja viel Arbeit!“
„Aber der alte Zaun war doch noch gut.“
„Noch gut?“ Jasmins Philosophiestudent hält anklagend ein sichtlich angegriffenes Stück Holz hoch.
„Die Querriegel kommen meist zu erst. Viel Arbeit was?“
„Ja, ja viel Arbeit.“
„Hm, hier riecht es nach frischem Holz. Habt ihr die Latten vorher schon mit Holzschutz gestrichen?“
„Haben wir.“ Jasmin deutet auf zwei Böcke auf denen Latten zur weiteren Verwendung lagern.
„Könnt ihr dann bei mir gleich weitermachen, was?“
„Erstmal sehen wie weit wir hier kommen.“
„Und soll da später noch Farbe dran?“
„Wissen wir noch nicht. Wir dachten, wir lassen das Holz verwittern und es wird dann silbergrau.“
„Ich hab noch eine Büchse mit brauner Farbe.“
„Nein danke.“
„Trotzdem viel Arbeit.“
„Ja, ja viel Arbeit.“

Sandorn-Hagebutten-Suppe

„Ist das nicht schön?“ Mein Fräulein Tochter strahlt übers ganze Gesicht und lehnt sich an ihren Freund, der seine Blicke schweifen lässt wie ein Großgrundbesitzer.
Die beiden stehen vor einer zirka 200 Quadratmeter großen Kleingartenparzelle in unserer Anlage, nur einen Gartenweg von meinem Garten entfernt. Im Vordergrund rostet ein altes Rollreifenfass, dahinter schließen sich einige Rosensträucher und vier Sanddornbüsche an, die grade groß genug sind, um die alte Holzlaube pittoresk erscheinen zu lassen.
„Was habt ihr dafür bezahlt?“
„Das ist das Beste! Wir haben sogar noch vierhundertfünfzig Euro bekommen.“
„Aber dafür müsst ihr doch bestimmt noch viele Aufgaben erfüllen?“
„Die drei großen, alten Stubben und die Zuckerhutfichte müssen wir roden, den frei stehenden Schuppen dahinten abreißen und vierzig Quadratmeter Gemüsebeete neu anlegen. Wollen wir mal reingehen?“
Ich nicke.
Wir betreten den Weg aus alten Betonplatten, der schnurgrade vom Gartentor zur Gartenlaube führt.
„Den müssen wir auch noch neu gestalten.“ Jasmin beschreibt mit großer Geste den Bogen, in dem der künftige Weg vom Tor an die Grenze zur Nachbarparzelle und weiter zum Gartenhaus verlaufen soll.
Neben der Laube liegt ein Riffelblech.
„Was ist denn da drunter?“ Ich bücke mich und versuche die Metallplatte anzuheben.
„Ach“, wiegelt das Fräulein Tochter ab, das ist eine alte Grube, die müssen wir auch noch verfüllen. Unter dem Blech ist der Rand eines eingegrabenen Fasses zu sehen. Ein beißender Geruch schlägt uns entgegen. „Das ist ja widerlich.“ Ich wende mich ab.
„Der alte Pächter hat gesagt, dass er jahrelang nichts mehr da reingetan hat“, nörgelt Jasmin.
„Riecht nicht so“, stellt der neue Hausherr fest und nestelt an seinem Dutt.
„Das kriegen wir schon hin, nicht?“ Jasmin knufft ihren Philosophen in die Seite.
Bei den Sanddornsträuchern, stelle ich fest, dass die Beeren reif sind. Sie sind kräftig orange, weich und auf der Oberfläche leicht glasig.
„Komm, wir pflücken gleich.“ Jasmin holt eine Schale. Ihr Freund zupft unterdessen Hagebutten von den Rosenbüschen. „Lass noch welche für die Vögel dran“, instruiert ihn das Fräulein Tochter. „An diesem Sanddorn hier sind gar keine Beeren“, wundert sie sich. „Das könnte daran liegen, dass das ein männlicher Strauch ist“, mokiert sich ihr Galan.
„Ich wollte nur mal testen, ob du das weißt“, schmollt Jasmin.
Sie legt Folien unter die weiblichen Sanddornpflanzen. „Für den Fall, dass welche runterfallen“, kommentiert sie. Vorsichtig beginnen wir mit der Ernte. „Nachher zählen wir, wer die wenigsten Kratzer hat“, ruft Jasmin fröhlich.
Zuhause halbieren wir 250 g Hagebutten und entfernen die Kerne. Wir setzen sie zusammen mit 150 g gewaschenen und zerdrückten Sanddornbeeren, 50 g Zucker, 20 g geschältem und fein gehacktem Ingwer und einem halben Liter naturtrübem Apfelsaft für 20 Minuten zum Köcheln auf.
Danach ziehen wir den Pürierstab kurz durch die Suppe, würzen mit Vanillezucker und Zimt und servieren mit Birnenstückchen, gehackten Walnüssen und Zwieback.

Basilikumeis

„Trockenwiese“, schnauft Pierre und drückt sich seinen Strohhut tiefer in die Stirn. Bruce stößt neben ihm mit dem Fuß gegen einen kleinen Erdhügel. Ein Staubwölkchen stiebt auf.

Rapunzel versucht die beiden zu motivieren. „Ach kommt schon. Der Anfang ist doch gemacht. Trockenwiesen sind sehr artenreiche Biotope. Wir haben hier schon Fetthenne, Silberdisteln, Ackerhornkraut, Wiesensalbei, Steinklee, Hahnenfuß, Zittergras …“

„Und Steine“, ergänzt Pierre, bückt sich zu einer Sode, die er mit der Grabegabel geliftet hat, klaubt einen großen runden Kieselstein heraus und wirft ihn seitwärts zum Rand der Fläche am Eingang unserer Gartenanlage. Mit einem Klick stößt der Stein einen anderen Stein zur Seite.

„Wir könnten hier eine schöne Boule-Fläche anlegen“, schlägt Kojak vor.

„Wir werten ein bereits vorhandenes Biotop auf!“ Rapunzel schiebt mit den Händen die Sode vor Pierres Gabel zur Seite und setzt eine Heidenelke ein. Umgehend wird sie von einem blauen Schmetterling umflattert.

„Seht ihr?“ Rapunzel lächelt breit.

„Das ist doch bloß ein blöder Zufall“, murrt Kojak.

Rapunzel nimmt einen Topf mit Thymian, stürzt die Pflanze heraus und kontrolliert den Wurzelballen. „Mach hier mal ein Loch“, fordert sie Pierre auf.

Der setzt die Gabel an und tritt erst mit einem, dann mit beiden Füßen darauf. Die Gabel dringt nicht tief ein und Pierre droht mitsamt seinem Arbeitsgerät umzufallen. Bruce stützt ihn. Pierre steigt von der Gabel und setzt sie neu an. Abermals fördert er einen faustgroßen Kieselstein zutage.

„Vielleicht sollten wir eine Garteneisenbahn bauen“, sinniert Bruce, „Schotter hätten wir genug.

„Ihr lockert mal die kahlen Stellen auf und Rapunzel und ich hole noch ein paar Pflanzen“, schlage ich vor.

„Und wenn ihr schön fleißig seid, bringen wir euch ein Eis mit“, ergänzt Rapunzel und zwinkert mir zu, denn wir hatten schon etwas vorbereitet.

Zirka 20 Gramm Basilikumblätter wurden mit einer Mischung aus 200 Millilitern Reismilch und 130 Millilitern Kokosmilch gründlich püriert, mit weiteren 400 Millilitern Reismilch und 260 Millilitern Kokosmilch aufgefüllt und nochmals kurz mit dem Pürierstab verarbeitet. Das Ganze kurz aufgekocht und für eine viertel Stunde abgedeckt zum Ziehen gestellt. Währenddessen mischten wir in einer Schüssel je ein Gramm Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl, eine Prise Salz und 240 Gramm Zucker mit einem Schneebesen, gossen die Basilikum-Pflanzenmilchmischung vorsichtig dazu und mixten alles noch einmal gut durch. Danach stellten wir den Topf in den Kühlschrank und gaben später die abgekühlte Masse in die Eismaschine. Das Ergebnis lag nun seit dem Morgen im Tiefkühler.

Die Männer haben sich in den Schatten des alten Holunderbaumes gesetzt, als wir mit dem Eis und einigen Pflanzen zurückkehren

„Was ist das für Eis“, schnalzt Kojak.

„Rate mal.“

„Was mit Kräutern?“

„Richtig! Basilikum.“

„Hm“, grunzt Pierre, “geht auch Thymian?“ Er nickt in Richtung des Trockenbiotops.

Rapunzel verdreht ihre Augen. Ein Grashüpfer federt aus den Zittergräsern und landet zu ihren Füßen.

Zaubernussecken

In unserem Verein feiern wir seit einigen Jahren im Januar einen Neujahrsempfang. Der Vorstand lädt alle neuen Vereinsmitglieder zusammen mit den Ehrenmitgliedern und den Mitgliedern ein, die im vergangenen Jahr besonders viele Stunden ehrenamtlich Arbeit geleistet haben.

Der Vorstandsvorsitzende nutzt diese Gelegenheit zu einem kleinen Jahresrückblick, abseits eines förmlichen Geschäftsberichtes und gibt eine kurze Vorschau auf die künftigen Arbeitseinsätze und natürlich auf die geplanten Vereinsfeste. Auch einen Vereinsausflug soll es wieder geben.

Zu lange darf sich der Vorstand allerdings nicht bei der Vorrede aufhalten, denn der Kaffee ist schon ausgeschenkt. Der Glühwein duftet verführerisch aus dem elektrisch beheizten Kessel und die ersten Gartenfreunde haben schon den einen oder anderen Keks verputzt. Endlich hebt der Vorsitzende sein Sektglas und nach dem gemeinsamen Prosit auf das neue Gartenjahr hebt ein geschäftiges Klappern und Schwatzen an.
Erst als die Gartenfachberaterin die Fragebögen für ein Gartenquiz verteilt, wird es etwas ruhiger. Jeder, der weiß, in welchem Abstand zur Parzellengrenze eine Süßkirsche mindestens gepflanzt werden muss oder ob sich Kartoffeln und Erdbeeren in einem Beet vertragen, kann nun kleine Preise gewinnen.

Fester Bestandteil des Neujahrsempfangs ist auch der Auftritt unseres Zauberkünstlers. Er verblüfft die Kleingärtner gern mit Kartenkunststücken, magischen Ringen und Seilen. Nur Unkraut kann er leider nicht verschwinden lassen.
In diesem Jahr hat er mich gebeten, Nussecken zu backen.

Ich mischte 300 Gramm Weizenmehl, 600 Gramm Vollkorndinkelmehl, 360 Gramm Rohrohrzucker, den Inhalt von zwei Päckchen Vanillezucker und einem Päckchen Backpulver, schmolz 400 Gramm Margarine in einem Topf und gab sie zusammen mit zwei pürierten Äpfeln und acht Esslöffeln Wasser zu der Mehlmischung. Nach und nach verrührte ich mit einem Löffel alles zu einem Teig. Den Teigballen bestäubte ich mit Mehl und knetete ihn mit den Händen auf zwei gefettete und bemehlte Backbleche.
Anschließend strich ich acht Esslöffel Aprikosenkonfitüre auf dem Teig.

Für den Belag zerließ ich weitere 340 Gramm Margarine in einem Topf und rührte 280 Gramm Kristallzucker und 16 Gramm Vanillezucker (zwei Päckchen) hinein. Nach kurzem Aufkochen gab ich 400 Gramm gemahlene und 200 Gramm gehackte Haselnüsse sowie acht Esslöffel Wasser hinzu, verrührte alles und verteilte die Masse gleichmäßig auf dem Teig.

Dann wurde bei 175 Grad Umluft 25 Minuten im vorgeheizten Backofen gebacken und nach kurzem Abkühlen die Ecken geschnitten.

Zwei Tafeln Zartbitterschokolade ließ ich im Wasserbad schmelzen und träufelte sie mit einem Löffel über die Nussecken.

Vor der Veranstaltung überreichte ich mein Backwerk dem Magier.

Der holt sich jetzt eine Junggärtnerin als Assistentin auf die Bühne und lässt sich von ihr aus einem Hamameliszweig einen neuen Zauberstab schnitzen. Mit dem verwandelte er dann unter dem Beifall der Gartenfreunde Zaubernussblüten in Nussecken.

Dahliensirup und Dahlienrösti

„In einem guten Kleingärtnerverein ist jederzeit das komplette Sortiment eines mittelgroßen Baumarkts vorrätig,“  sagt Bruce und lehnt sich lässig an seine Gartenpforte. Seit Ende des vergangenen Jahres bewirtschaftet er die Parzelle gegenüber. Als er einzog, stellte er sich als Holger vor, bekam aber wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Bruce Willis schnell seinen Spitznamen.

Seither hat sich auf unserem Gartenweg viel geändert. Nicht nur, dass einige Gärtnerinnen auffällig oft vorbei kommen, um sich Rat in Handwerksfragen zu holen. Auch bei den Herren der Schöpfung ist Bruce sehr beliebt. Ein Halbzoll-Schlauchschelle? Ein 19er Brett mit Nut und Feder? Dreiadriges Erdkabel mit 4 mm² Querschnitt? Wer kurzfristig in Materialnot gerät, fragt Bruce. Wenn der im Fundus seiner bis unters Dach vollgestopften Laube nichts findet, ist zumindest die Wahrscheinlichkeit groß, dass er weiß, welcher andere Kleingärtner weiterhelfen könnte.

„Na, ihr zwei?“  Rapunzel war zu uns herangeschlendert und schiebt nun auffällig langsam ihre blonden Zöpfe hinter ihre Schultern.

„Bruce erklärt mir grad seinen Baumarkt.“,  sage ich und zwinkere Rapunzel zu.

„Och, würd ich jetzt so nicht – ich mein bloß – wir alle zusammen, könnten schon ein ganzes Sortiment …“ Bruce kratzt sich am Hinterkopf.

„Ja, Karo, wir beide füllen die Dekoabteilung.“,  lacht Rapunzel.

„Was für eine Dekoabteilung?“,  mischt sich meine Gartennachbarin Frau B. ins Gespräch.

„Oder die Blumenabteilung.“,  spinne ich weiter.

Frau B. schüttelt mit dem Kopf, wie nur sie es kann.

„Dekoabteilung? Blumenabteilung? Ich verstehe Bahnhof!“

„Nicht Bahnhof, Baumarkt!“,  scherzt Bruce, der seine Lässigkeit wiedergefunden hat.

Frau B. wuchtet eine Kiste mit Dalienknollen auf ihr Bollerwägelchen.

„Daheim im Keller überwintern?“,  fragt Rapunzel.

„Nee. Da mach ich heute Abend Rösti draus und stell sie dem Hans-Georg als Kartoffel-Rösti hin.“

Wir starren Frau B. verständnislos an.

„Könnt ihr glauben, das kam neulich im Fernsehen. Dahlienknollen sind essbar, besonders meine gelb-orangen hier, die schmecken angeblich wie Schwarzwurzeln.“

Frau B. schmunzelt in die Runde.

„Du willst uns wohl auf den Arm nehmen?“

Rapunzel nimmt mit spitzen Fingern eine Knolle aus der Kiste.

„Also Dahlienblütensirup kenne ich ja,“ wende ich ein. „Der geht einfach. 500 g Rohrohrzucker und 500 ml Wasser aufkochen und um etwa ein Viertel reduzieren. Zirka 25 Dahlienblüten auszupfen, das Weiße von den Blütenblättern entfernen und die bunte Mischung mit der Zuckerlösung übergießen. Nach zirka drei Tagen in der Sonne haben die Blütenblätter ihre Farbe verloren und der Sirup kann an einem kühlen, dunklen Ort gelagert werden.“

„Das kenn ich auch,“ schmunzelt Frau B.,„der Sirup taugt auch für Likör. Aber heute Abend probiere ich die Dahlienknollen aus.“

„Einfach braten?“,  fragt Rapunzel noch immer ungläubig.

„Einfach putzen, raspeln und mit Rapsöl, Zwiebeln und Muskat in die Pfanne hauen. Mal sehen was Hans-Georg sagt. Soll ja angeblich sogar aphrodisische Wirkung haben.“