Katerfrühstück mit sauren Gurken

Och nöö, denke ich. Ich wollte eigentlich ein paar geruhsame Stunden in meinem Garten verbringen, doch schon auf dem Weg zu meiner Parzelle kommt mir das Vereinsleben in Gestalt von Pierre, Rapunzel, meiner Gartennachbarin Frau B. und Kojak in die Quere. Die vier stehen auf dem Gartenweg, um ihre Beine streicht der rotbraune Kater, der offenbar seit einiger Zeit in unserer Gartenanlage sein Revier hat.

„Schweinerei“, höre ich Frau B. sagen.

Kojak wollte offensichtlich Unkraut entfernen, jedenfalls hat er eine Hacke dabei und stochert damit in einem großen Klecks, der anscheinend Erbrochenes ist.

„Überdosis Jägermeister, “ diagnostiziert Kojak.

„Sieht aus wie Katzenfutter“, grinst Pierre. Wie aufs Stichwort angelt das Katzentier nach einem größeren Brocken.

„Iiihhh!“ Rapunzel schüttelt sich.

„Das Füttern von Katzen in der Anlage ist untersagt.“ sagt Kojak.

„Sagen Sie das mal dem, der hier hingereihert hat“, entgegnet Frau B. und sieht sich um, als könne sie den Übeltäter noch entdecken.

Kojak runzelt seine Stirn. „Ihr habt doch gestern bei Wally gefeiert?“ fragt er Pierre.

„War ‘ne ganz schöne Sause“, feixt Pierre.

„Und Du weißt nicht zufällig wer …?“ setzt Kojak das Verhör fort. Pierre beginnt mit dem Fuß Erde über den Schandfleck zu schieben. Der Kater springt hin und her, und schlägt mit der Pfote nach Pierres Schuhspitze.

„Das der das frisst“, wundert sich Rapunzel. „Es heißt doch immer, Katzen seien so wählerisch.“

„Der und wählerisch?“ Frau B. winkt ab. „Der frisst von der Kröte bis zur Elster alles, was hier kreucht und fleucht.“

„Und in meine frisch angelegten Beete hat er auch schon gekackt“, pflichtet Pierre bei.

„Das ist ja schrecklich“, sagt Rapunzel.

„Es hat Gründe, warum Katzen nicht gefüttert werden dürfen“, wiederholt Kojak. „Die Fütterei ist falsch verstandene Tierliebe. Die Viecher vermehren sich dann völlig unkontrolliert. Wer verwilderte Katzen füttert, wird deren Eigentümer und muss für Tierärztliche Betreuung und Kastration aufkommen. So ist die Gesetzeslage.“

„Schrecklich, das alles, ganz schrecklich“, jammert Rapunzel weiter.

„Nun beruhigt euch mal. Kommt auf einen kleinen Frühschoppen zu mir.“ Frau B. macht eine einladende Geste.

„Wenn ich ehrlich bin“, räumt Pierre ein, “ist mir noch ein wenig flau von gestern.“

„Ich könnte ein Glas saure Gurken aufmachen“, zwinkert Rapunzel.

„Also in fünf Minuten bei mir auf der Terrasse“, ordnet Frau B. an.

Wenig später schnurpsen wir Gurken.

Rapunzel hatte im vergangenen Spätsommer ein Kilo kleine Freilandgurken kräftig gewaschen, die Blüten und Stielansätze abgeschnitten. Dann legte sie die Gürkchen mit Zwiebelringen, Dillspitzen und halbierten Knoblauchzehen in ein großes Glas. Dazu gab sie ordentlich Salz (ca. 80 g pro kg Gurken) und goss Wasser auf. Am nächsten Tag erhitzte sie ein Gemisch aus 1 l Wasser, 125 ml 10%igem Branntweinessig, 4 El Zucker, 3 Lorbeerblättern, Wacholderbeeren, Senfsaat und Pfefferkörnern lies es wieder abkühlen, goss die Salzlake durch ein Tuch ab, übergoss die eingelegten Gurken mit dem lauwarmen Essigsud und verschloss das Glas.

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