Ackerbohnen mit Oliven und Zitrone

„Himmel Kruzitürken Sakrament!“  Lautes Fluchen schallt über unseren Gartenweg. Ich spähe zu Bruce hinüber. Auch meine Gartennachbarin Frau B. vermutet offenbar die Quelle des Geschreis in der Parzelle, die meiner gegenüberliegt. Wir recken unsere Hälse, doch es ist nichts zu sehen. Ich rufe: „Bruce? Was ist los?“ Es folgt ein weiterer Fluch und metallisches Scheppern. Frau B. ruft: „Holger? Können wir helfen?“

Plötzlich taucht Holgers verschwitzter Oberkörper auf. Mit seinem dreckverschmierten Gesicht sieht er einmal mehr aus wie Bruce Willis.

„Wisst ihr, was Kurtchen hier alles vergraben hat?“  Opa Kurt war Holgers Vorpächter. Ohne eine Antwort abzuwarten, klettert Bruce aus der Grube, zieht einen Metallrahmen herauf und kommt damit auf uns zu. „Ich wollte nur die Rasenkante neu setzen“, beginnt Bruce zu berichten. „Aber schon bei einem halben Spaten Tiefe kam ich nicht mehr weiter. Da hab ich den ganzen Krempel gefunden.“ Bruce deutet auf einen Haufen alte Eisenteile. „Und jetzt auch noch das hier.“ Bruce stellt den rostigen Metallrahmen vor uns ab und kratzt mit dem Spatenblatt daran herum.

Frau B. sagt: „Sieht aus wie ein Klapptischgestell.“

„Jupp.“ Bruce drückt mit Mühe die Bügel auseinander.

Der Lärm hat auch Rapunzel und Kojak angelockt.

„Bruce hat den Klapptisch ausgegraben“, informiert Frau B. die Neuankömmlinge.

„Solange es nicht der Klappstuhl ist“, kichert Kojak.

„Das könnte sogar noch taugen. Da geh ich mit der Drahtbürste drüber. Dann wird das wieder wie neu.“ Bruce klappt das Gestell zusammen.

„Sind das da hinten Ackerbohnen?“, lenkt Rapunzel unsere Aufmerksamkeit auf das Beet hinter der Ausgrabungsstätte.

„Ackerbohnen, Favabohnen, Puffbohnen, Viehbohnen, wie du willst“, bestätigt Bruce.

„Sind die schon reif?“, forscht Rapunzel weiter.

„Müssten. Ich hab die schon Ende Februar gesteckt.“

„Was machst Du damit?“

„Essen!“

„Ich meine, wie du sie zubereitest.“

„Ich? Gar nicht. Aber ich hab einen türkischen Kollegen, der macht da immer ein verdammt leckeres Essen draus.“

„Und könntest du mir das Rezept besorgen?“

Bruce grinst und kramt einen zerfledderten Zettel aus seiner Geldbörse. Rapunzel faltet das Papier mit spitzen Fingern auseinander und liest vor: „Für vier Personen zwei Gemüsezwiebeln und zwei Knoblauchzehen fein würfeln und in zwei Esslöffeln Olivenöl anschwitzen. Dann 600 Gramm Favabohnen unterrühren und mit einem Viertelliter Gemüsebrühe auffüllen. Ein Lorbeerblatt, einen Zweig Thymian, einen Zweig Rosmarin, Apfeldicksaft, Pfeffer und Salz dazugeben und zirka eine halbe Stunde bei mäßiger Hitze köcheln lassen. Währenddessen eine Zitrone schälen und in Würfel schneiden und ein halbes Bund glatte Petersilie fein hacken.
Danach die Kräuter und das Lorbeerblatt herausnehmen und die Bohnen gut abtropfen lassen. Olivenöl darüber träufeln, nochmals salzen und pfeffern, die Zitronenwürfel, die Petersilie und 170 g schwarze Oliven unter die Bohnen heben und warm servieren.“

„Mist“, sagt Bruce, “jetzt hab ich Hunger und muss die Saubohnen erst noch ernten.“

10 Gedanken zu “Ackerbohnen mit Oliven und Zitrone

  1. Hört sich sehr lecker. Pythagoras hat übrigens vom Verzehr der Favabohnen dringend abgeraten. Die heutigen Philosophen halten das für esoterische Spinnerei und total unwissenschaftlich. Medizinstudenten im ersten Semester lernen vom Favismus, einer Schwäche der roten Blutkörperchen, welche nach Verzehr von Favabohnen zu lebensbedrohlichen Krisen führen kann. Diese Genvariante kommt auffallend häufig bei Menschen vor, die rund um das Mittelmeer leben. Medizinstudenten wissen aber in der Regel gar nichts von Pythagoras.

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  2. Irgendjemand kann immer irgendwas nicht vertragen. Es gibt sogar Leute, die gegen Kamille allergisch sind, der Hauptrenner sowohl der Kräutermedizin als auch der Medizinalindustrie.

    Sind diese Bohnen diese grossen, runden, weissen, relativ flachen?

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  3. Hallo,
    komme grade offline aus dem Garten und mach mal`ne Pause online.
    Bin auf diese Seite gestoßen und denke, dass ich hier mal meinen Senf dazugeben muss.
    Es geht um unser gutes Wetter und die Sonne, ohne die alles nichts ist.
    Ich bin dafür, dass wir die sog. Bauernregeln nicht vergessen und sie wieder hervorholen und weitergeben. Dazu mein gestriger Beitrag:
    https://4alle.wordpress.com/2017/06/01/alles-wetter-bauern-regeln/
    Viele Grüße
    Jürgen aus Loy (PJP)

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